Die Zistrose (Cistus incanus) läßt im Sommer unter starker Hitzeeinwirkung ein Harz austreten: Ladanum, Laudanum oder Labdanum genannt. Wegen seines balsamischen, angenehmen Geruchs war und ist Ladanum immer noch ausgesprochen beliebt. Es wurde und wird als Räucherwerk oder in Räuchermischungen verwendet. Und: Es ist bis heute auch ein Heilmittel.
Dioskurides (100 nach Chr.) beschrieb in seiner Arzneimittellehre die Wirkungen des Harzes genau:
Es hat adstringierende, erwärmende, erweichende, öffnende Kraft. Mit Wein, Myrrhe und Myrtenöl gemischt verhindert es das Ausfallen der Haare, mit Wein eingestrichen macht es die Wundnarben schön, mit Honigöl oder Rosenöl eingeträufelt heilt es Ohrenschmerzen, als Räucherung dient es zum Auswerfen der Nachgeburt, den Zäpfchen zugemischt heilt es Verhärtungen in der Gebärmutter; es wird mit Erfolg auch den schmerzstillenden Arzneien und Hustenmitteln zugesetzt.
Soweit vom berühmten Verfasser der “Materia medica”. Ladanum wurde auch schon in der Bibel erwähnt — so gehörte es zu den besten Erzeugnissen des Landes (1. Buch Mose (Genesis) 43, 11.) [1]
Zistrosensträucher wachsen überall im Mittelmeergebiet in unterschiedlichen Arten. Mai bis Juni ist die Blütezeit in den trockenen Gebieten der sogenannten Macchia. Der Duft des Harzes ist dann überall zu riechen — einfach wunderbar. Im Mittelmeerraum ist die Zistrose eine wichtige Heilplfanze. Zum Beispiel werden Blüten, Blätter und Stängel getrocknet und zu Tees verarbeitet. Für Räucherwerk oder in der Parfümindustrie hat der balsamische Duft der Zistrose nach wie vor einen Platz. Und: Es gibt wohlriechende Zistrosen-Cremes oder ‑Salben zu kaufen, die beim Auftragen schon alleine wegen ihres Duftes gute Laune verbreiten — und ausgezeichnet pflegend sind sie auch.
[1] Kawollek W, Falk H: Bibelpflanzen kennen und kultivieren. Eugen Ulmer KG, Stuttgart, 2005.
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