Zimt für Oberschicht vorbehalten: Schon die Ägypter importierten Zimt über die Phöniker, was es zu einem teuren, nur der Oberschicht vorbehalteten Heilmittel machte. Dioskurides, der Verfasser des bedeutendsten Heilbuches der Antike, beschrieb 800 Heilpflanzen. Darunter auch Zimt:
Sämmtlicher Zimmt hat erwärmende, harntreibende, erweichende, die Verdauung fördernde Kraft … er wirkt auch gegen Husten und Katarrh, gegen Wassersucht, Nierenleiden und Harnverhaltung. Auch wird er kostbaren Salben hinzugefügt. Ist überhaupt zu Vielem nützlich … [1]
In der Viersäftelehre ein wärmehaltiges Arzneimittel: Im 12. Jahrhundert war die Viersäftelehre eine Weiterentwicklung der antiken Vorstellungen: Vier Säfte, Blut, gelbe, schwarze Galle, Schleim standen bei gesunden Menschen in harmonischer Zusammensetzung. Dysharmonie führte zu Unwohlsein oder Krankheit. In der Viersäftelehre gehörte Zimt zu den wärmehaltigen Arzneimitteln und wurde bei allen Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Ebenso zur Stärkung des Gehirns, Appetitanregung, Mundgeruch oder Zahnfleischblutungen.
In der Klostermedizin erweiterten sich die Anwendungen. So empfahl Hildegard von Bingen Zimt bei Fieber, Lähmungen oder erkältungsbedingten Beschwerden. In der Klosterliteratur gab es ab dem 16. Jahrhundert Beschreibungen und Rezepturen bei allgemeiner Schwäche, Schlaflosigkeit, Husten, Herz‑, Atem‑, Magen‑, Nierenproblemen oder Gebärmutterleiden. Sprich: Zimt war ein sehr beliebtes und geschätztes Heilmittel [2].
Zimt blieb wegen der langen Handelswege im Mittelalter bis ins 18 Jahrhundert hinein, ein teures, kostbares Arzneimittel. Da Zimt aus den tropischen dieser Welt stammte, war die Bestimmung der Pflanze für Händler, Apotheker schwierig. Es wurde Cassia oder Cinnamomum unterschieden. Außerdem kamen Unterscheidungen der Zimt-Arten hinzu, wie der chinesische oder ceylonesische Zimt. Gehandelt wurden Rinden (Hülsen), Blüten und ätherische Öle.
Zimt in der modernen Medizin: Im 21. Jahrhundert wurden die Zimtwirkstoffe als Mittel gegen Typ-2-Diabetes-mellitus untersucht und als wirksam befunden. In 16 Studien einer Metaanalyse mit 16 kontrollierten Studien zeigte sich, dass der sogenannte “Nüchternblutzucker” und Insulinresistenz signifikant mit Zimt gesenkt werden konnte [3].
Eine Bitte: Während Zimt früher ein kostbares und teures Heilmittel war, ist es wegen der Globalisierung sehr billig geworden. So billig, dass Zimtrollen sogar zu Weihnachtsdeko in z.B. Weihnachtskränzen verkommen sind. Bitte verzichten Sie auf derartige Verwendungen! Die Länder, die dieses immer noch kostbare Heilmittel anbauen, ernten verdienen kaum daran, weil die globalen Märkte die Preise bestimmen. Es hat mit Achtung und Menschenwürde zu tun, Heilpflanzen nur als solche zu verwenden. Wir sollten unsere wertvollen Ressourcen achten und schonen.
Quellen
[1] Die Arzneimittellehre des Dioskurides: Zimmt.
[2] J.M. Mayer, B. Uehleke, K. Saum: Handbuch der Klosterheilkunde. Zabert Sandmann GmbH, München, 2008 (bei Amazon kaufen).
[3] Deyno S, Eneyew K, Seyfe S, Tuyiringire N, Peter EL, Muluye RA, Tolo CU, Ogwang PE.:Efficacy and safety of cinnamon in type 2 diabetes mellitus and pre-diabetes patients: A meta-analysis and meta-regression. Diabetes Res Clin Pract. 2019 Oct;156:107815 (DOI).
weitere Infos
• Chinesischer Zimt Monographie.
• Chinarinde Monographie.
• Zimtblüten Monographie.
• Omas Zimtgebäck, Diabetes und Wissenschaft im Regierungsauftrag.
• Teerezept: Zimtrinde.