Der Wurz- und Krautgarten der Burg Stargard ist etwas Besonderes — wie die ganze Burganlage überhaupt. Sie tront über dem gleichnamigen Städtchen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (Nähe Neubrandenburg) im Nord-Osten Deutschlands. Die mittelalterliche Burg aus dem 13. Jahrhundert (nördlichste Höhenburg Deutschlands) hat eine wunderbare Atmosphäre. Das gleiche gilt für den liebevoll angelegten “mittelalterlichen” Wurz- und Krautgarten.
Ein natürliches Weidentor aus ehemaligen Weidengerten, die mittlerweile hoch gewachsen sind, bildet einen schönen Eingang zum Wurzgarten. Die Beete sind mit geflochtenen Weiden oder Hölzern begrenzt. Ein hölzener Brunnen oder wuchtige Parkbänke laden zum Verweilen ein. Am Rande steht ein großes Insektenhotel und selbst der Komposthaufen sieht mit seinen Weiden- und Holzumrandungen malerisch aus, was auch daran liegt, dass im Hintergrund die alte Burgkapelle und der Bergfried zu sehen sind.
In den Beeten stehen Pflanzen, Kräuter und Gewürze, die im Mittelalter Verwendung fanden, und die auch Teil des Kräutergartens Karls des Großen (Capitulare de villis) waren: So wachsen unter vielem anderen Salbei, Gurken, Flaschenkürbis, verschiedene Kümmelarten, Eibisch, Kohl, Katzenminze und verschiedene Färberpflanzen. Auch ein Hochbeet ist angelegt. Die Mönche hatten damals entdeckt, dass verrottende Pflanzenteile im Hochbeet für warme “Pflanzenwurzeln” sorgen und damit das Wachstum beschleunigen, was im hohen Norden ziemlich wichtig sein kann.
Ein großes Beet ist allein verschiedensten Minzarten vorbehalten. Leider hat der Dauerregen dieses Jahres viele Pflanzen leiden lassen. Dennoch steht alles in großer Üppigkeit und zeigt, dass Menschen mit Sachverstand und grünem Daumen den Garten pflegen. Selbst Weinstöcke wachsen, sie sollen zum “nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands” gehören. Tatsächlich stehen im umgebauten Burghotel Weinflaschen der Stargarder Reben zum Verkauf. Ob der diesjährige Jahrgang noch etwas wird, werden voraussichtlich die nächsten Monate entscheiden, denn nur mit sehr viel Sonne dürften die grünen Trauben noch zur Reifung gelangen.
Wie schon erwähnt, herrscht nicht nur eine besondere Atmosphäre, sondern ebenso reges Treiben. Beim Nachspüren der Besonderheit dieses Ortes fällt mir ein, dass die Burganlage nicht zu einer Touristenattraktion verkommen ist. Es sind zum einen die Gebäude aus unterschiedlichen Epochen, die das Ganze interessant machen. Zum Anderen werden sie genutzt: So kann im Amtsschreiberhaus aus dem 18. Jahrhundert und in der Burgkapelle St. Marien (13. Jahrh.) geheiratet werden beispielsweise. Für die Feierlichkeiten bieten sich Hotel (Altes Herrenhaus, 15. Jahrh.) wie auch die Burgschänke (19. Jahrh.) an. Dort können sich ebenfalls die Tagesgäste ausruhen oder bedienen lassen. Für Kinder, die gerade eine Mittelalter-Phase haben (selbstverständlich werden Mittelalter-Feste veranstaltet), ist das Museum spannend oder die vielen Gerätschaften, wie z.B. eine große Wurfmaschiene (riesige Steinschleuder, siehe Foto im Hintergrund), ein Rammbock, um das große Burgtor aufzuschlagen oder ein Pranger. Und: Wer auf den Burgfried kraxelt, wird durch eine wunderschöne Weitsicht über das Stargarder Land und die nahegelegenen Seen belohnt.
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