Die Heil- und Wildpflanzen ziehen sich nun im Herbst zurück. Doch eine Pflanze ist mit ihren hell gelben blühende Blüten in Berlin nahezu überall zu entdecken: Die Wilde Rucola (Diplotaxis tenuifolia). Sie gilt als Neophyt, also als eingewanderte Pflanze. Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und gehört zu der Familie der Kreuzblütler. Seit den 80iger Jahren soll ein deutliche Zunahme der Verbreitung wahrgenommen worden sein. Sie mag stickstoffreichen Boden, hat also in der überdüngten Landwirtschaft gute Wachstumsbedingungen. Auch sonst ist sie an Straßenrändern oder Wildwiesen zu sehen. Sie ist deutlich sichtbar, offensichtlich unverwüstlich und ist mittlerweile nach Zentralasien, USA und Australien weitergewandert.
Rucola — ob nun gezüchtet oder aus Wildbestand — hat sich als Salatbeigabe einen Platz erorbert. Sie peppt jeden langweiligen Eisbergsalat auf, passt geschmacklich ausgezeichnet zu Tomatensalat mit Morzarella. Zudem ist sie gesund und enthält Vitamin C, viele Mineralien und sogenannte Senfölglykoside. Daher auch der kräftige, scharfe Geschmack. Wer sich eigene Rucola-Pflanzen im Garten halten will, sollte sie streng kontrollieren: Sie ist mehrjährig, krautig und hat Pfahlwurzeln, mit denen sie sich gut behauptet.
Neophyten sind Kulturbegleiter. Es hat sie immer gegeben: Eiszeiten, der dadurch gegebene Klimawandel und die Wiederbesiedlung durch andere Pflanzen beispielsweise. Natürlich hat auch der Mensch durch Wanderungen zu Einwanderungen von Pflanzen beigetragen. Die heutige Globalisierung mit den Lastkraftwagen, Schiffsladungen usw. sorgt für eine wesentlich schnellere Verbreitung von gebietsfremden Pflanzen. Der mehr oder weniger unkontrollierte Pflanzenaustausch hat schon vor 27 Jahren zum Nachdenken gesorgt. 1992 wurde von der Bundesrepublik Deutschland eine Verpflichtung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt übernommen (Biodiversitätskonvention) denn:
Als wesentliche Gefährdungsursache wird der Zustrom gebietsfremder Organismen (biologische Invasoren) angesehen. So wird von vielen Seiten befürchtet, dass auch die Kormophytendiversität von gebietsfremden Pflanzenarten bedroht sei und gefordert, dass Deutschland in Erfüllung seine vertraglichen Verpflichtungen vorgehen müsse. Von interessierter Seite wird sogar behauptet, dass das “Gleichgewicht” gestört werde und einheimische Pflanzen (bis zum Aussterben) verdrängt würden. [1]
Wie sich denn der aktuelle Stand um diese Umsetzung des Vertrages verhält, konnte ich nicht verifizieren. Der Augenmerk oder Presseberichte liegen meist auf Neophyten, die gesundheitliche Schäden bewirken können. Wie Riesenbärenklau, der z.B. bei Berührung zu zum Teil schweren allergischen Hautreaktionen (Verbrennungsnarben) führen kann.
Quelle:[1] Die aktuelle Situation der Neophyten in Braunschweig (PDF)