Die Wilde Möhre (Dacus Carota) ist für mich eine besondere Heilpflanze. Alljährlich im August fällt sie mir durch ihre Erscheinung auf. Nach der Blüte bildet die Doldenblütlerin ihre Früchte aus — wie alle Pflanzen. Doch sie schützt sie in besonderer Weise: Die einzelnen Dolden sind zusammengezogen, geballt, zentriert, zusammengefasst. Und jede einzelne Frucht trägt zudem ein stacheliges “Kleid”.
Erst dann, wenn die Früchte ausgebildet sind, entfaltet sich das scheinbar komplizierte Geflecht ganz leicht und bildet die typische Form aller Doldenblütler. Die Familie der Doldenblütler ist groß, schwierig ist die einwandfreie Zuordnung während der Blütezeit. Doch keine andere Doldenblütlerart schützt ihre Früchte wie die Wilde Möhre, weshalb sie in dieser Phase leicht einzuordnen ist.
Das Schweizer Ehepaar Dr. Roger Kalbermatten und Hildegard Kalbermatten, die sich laut eigenen Angaben auf ihrer Website der “wesensgerechten Verarbeitung von Arzneipflanzen zu Urtinkturen” verschrieben haben, gaben im AT-Verlag ein Buch zu “Pflanzlichen Urtinkturen” heraus. Das Buch ist empfehlenswert, weil es auf ganz andere Weise Betrachtungen zu Heilpflanzen darstellt, wie sonst üblich. Basierend auf der Signaturenlehre gehen die Kalbermattens eigenen Erfahrungen, Betrachtungen nach. Das Ehepaar betreibt ein Unternehmen, dass ausgewählte Urtinkturen und einige Komplexmittel herstellt. In ihrem Portfolio haben sie einen “Wilde-Möhre-Komplex” (bei Amazon kaufen). Zum Wesen der Wilden Möhre schreiben sie in dem oben genannten Buch unter anderem:
Wesen der Pflanze
Zentrierung
Die heutige Zeit ist gekennzeichnet durch eine kaum zu bewältigende Vielfalt und Komplexität von Einflüssen, die auf den Menschen einwirken und seine Aufmerksamkeit erfordern. Dies kann je nach Konstitution und Intensität der Belastung zu einer inneren Zerrissenheit und Unausgeglichenheit der Kräfte führen. Die Bewusstseinskräfte werden zerstreut und geschwächt. Dabei ist es oft nicht mehr möglich, die Energie auf das Wesentliche, auf das Zentrum zu lenken. Zerfahrenheit, Konzentrationsmangel, ein leerer Kopf, Benommenheit, sich im Kreis drehende Gedanken, Schwindelgefühle, Mangel an Entschlussfähigkeit und Antriebskraft, psychische Verstimmungszustände oder Schweißausbrüche können die Folge sein. In solchen Situationen erweist sich die wilde Möhre als hilfreich. Sie vermag zerstreute Kräfte wieder auf den Mittelpunkt hinzuführen, den Blick für das Wesentliche zu schärfen, zu zentrieren.
Anwendungsgebiete
Konzentrationsstörungen, Antriebsschwäche, mangelnde Vigilanz, Depression.
zitiert nach [1]
Autorin
• Marion Kaden, Berlin, 10. August 2015.
Bildnachweis
• Marion Kaden, Berlin (Botanischer Garten), 26. Juli 2015.
weitere Infos
[1] Kalbermatten R, Kalbermatten H: Pflanzliche Urtinkturen. Wesen und Anwendung. AT Verlag, Baden, 2005, S.72 (bei Amazon kaufen).
• Daucus Carota — viel mehr als nur eine Möhre
• Daucus Carota in Magnus Hirschfeld, Richard Linsert: Eine Darstellung der geschlechtlichen Reizmittel (“Liebesmittel”). MAN Verlag, Berlin, 1930 (bei Amazon kaufen).
• Monographie BGA/BfArM (Kommission D): Daucus carota. Bundesanzeiger. 1987 Jun 16;109 (Volltext).
Die Arzneimittellehre des Dioskurides: Möhre (Volltext).