Apropos Apfel: Äpfel gehören zu dem ältesten Kultursorten überhaupt. Sie wachsen überall auf der Welt. Es soll weltweit 30.000 Sorten geben, in Deutschland vielleicht 4.000, so heisst es in Schätzungen. Der Wild-Apfel wurde von einer Stiftung zum Baum des Jahres 2013 gekürt. Stiftungen versuchen ja seit Längerem auf besondere Pflanzen, Bäume, Tiere und ihrer Bedrohung aufmerksam zu machen, indem z.B. die Heilfplanze des Jahres XYZ ausgerufen wird. Dem Wild-Apfel geht es genauso.
Wildäpfel wachsen in Hecken auf dem Lande und sind schon allein von der intensiv betriebenen Landwirtschaft bedroht. Landwirte reißen aller Vernunft zum Trotz die Hecken raus, weil sie dann mit den immer größer werdenden landwirtschaftlichen Maschinen riesige Flächen schneller und effektiver bearbeiten können. In Schleswig-Holstein, dem Land zwischen den Meeren, wo traditionell starker Wind weht und sorgt der Wind ohnehin für Bodenerosionen. Klar, wenn die Hecken als Windschutz rausgerissen werden, weht auch für die Bewohner ein stärkerer Wind. Außerdem ist manchen Schleswig-Holsteinern endlich klar geworden, dass mit dem Hecken-Verlust auch ein Verlust an Vögeln und Kleinstlebewesen einhergeht. Tendentiell gibt es ja ohnehin schon mehr Vögel in den Städten, weil sie dort mehr Futter finden und auch Nistplätze. Kleine Bundesländer wie Schleswig-Holstein, die auch einen stark touristischen Einkunftszweig haben, müssen aufpassen, damit die ländliche Idylle, mit der gerne geworben wird, nicht quasi davonfliegt. Spannend ist, ob sich die Bewohner durchsetzen können. Aber in einem Wahlkampfjahr könnte das vielleicht auch Thema sein?
Eine weitere Möglichkeit sich für den Erhalt von vielfältigen Apfelobstsorten einzusetzen wäre, sich beim Kauf nicht nur von den makellosen, geruchsfreien Apfelsorten im Supermarkt “verführen” zu lassen. Ich finde das Sortiment in den Supermärkten immer ziemlich übersichtlich. Von den 30.000 Sorten liegen dort gerademal drei bis fünf Sorten und dann meistens auch noch aus Neuseeland, Australien oder Süd-Amerika. Muss das sein? Äpfel, die aus Übersee hergeflogen werden, haben eine extrem schlechte Klimabilanz, weil sie per Flugzeug kommen und das Klima extrem belasten. Wenn es im Winter “Flugananas” aus Costa Rica gibt oder Wein aus Südafrika, verzichte ich meistens aus selbigen Gründen. Doch “Flugäpfel” zu kaufen widerstrebt mir extrem. Zumal es auf den Bauernmärkten in Berlin viele regionale Anbieter mit duftenden, leckeren und vielfältigen Apfelsorten gibt. Die mögen dann zwar nicht immer so makellos wie ihre Schwestern aus den Supermärkten sein. Aber sie duften wenigstens noch nach Apfel und schmecken saftig! Was macht dann ein kleiner brauner Fleck? Konsumenten können wählen — nicht nur im Wahljahr, sondern bei jedem Kauf und dann dabei auch noch die regionale Wirtschaft unterstützen.
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