Die getrockneten Blüten der weissen Taubnessel (Lamii albi flos) stammen meistens aus Osteuropa. Denn dort wird die Apothekenware massenhaft gesammelt. Verwendet werden nur die voll entfalteten Blüten ohne Kelche, die dann anschließend schonend und langsam (im Schatten) getrocknet werden müssen. Die fertige Ware ist sehr empfindlich. Sie erhält nur über ein Jahr ihre Wirkstoffe bei trockener und lichtgeschützter Lagerung. Die Wirkstoffe heilen entzündete Schleimhäute (Mund- und Rachen) oder andere Hautpartien.
Natürlich können die Blüten auch bei uns gepflückt und getrocknet werden: Die Arbeit ist mühsam und die Trocknung der Blüten muss wirklich sorgfältig, langsam vollzogen werden. Das ist in unseren Breitengraden zumindest Anfang Mai vor den Eisheiligen nicht leicht. Aber auch im Sommer blüht immer wieder die Taubnessel, so dass auch noch später Blüten getrocknet werden können. Die federleichten knisternden Blüten sind Grundlage für Teeaufgüsse, Sitzbäder-Sud oder Auszüge für Spülungen oder feuchte Umschläge.
Tee-Aufguss: Drei Teelöffel getrockneter Blüten werden mit 150 Milliliter heissem Wasser aufgebrüht, abgedeckt stehen gelassen und abgeseiht. Lauwarm oder kalt eignet sich der Taubnessel-Aufguss zum Gurgeln und Spülen bei entzündeter Mund- und Rachenschleimhaut.
Sud für Umschläge: 50 Gramm Blüten mit einem Liter heissem Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Der Sud eignet sich lauwarm oder kalt für Umschläge für entzündete, gerötete Hautpartien.
Interessant ist eine genauere Betrachtung der Pflanze: Während die Brennnessel mit ihrem Wirkstoff-Mix, die Haut verletzt und reizt, bewirkt die Taubnessel genau das Gegenteil. Wie schon ihr Name verrät, sind ihre Blätter “taub”: Sie fassen sich weich und zart an. Die Blüten in ihrem reinen Weiss und in ihrer Zartheit scheinen ihre Wirkung schon anzudeuten. Sie beruhigen, besänftigen Entzündetes, Gerötetes. Die Taubnessel zeigt sich also als die beruhigende, besänftigende Pflanzenschwester zur Brennnessel.