Der gelbe Milchsaft des Schöllkrauts (Chelidonium majus), so waren die alten Säftelehre-Anhänger überzeugt, hätte eine Beziehung zur gelben Gallenflüssigkeit. Die moderne Forschung rund um die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bestätigte auch Wirkungen des Schöllkrauts auf den Gallenfluss. Allerdings warnte sie gleichzeitig vor der Verwendung des Schöllkrauts: Dessen Alkaloide könnten bei zu hoher Dosierung Leberschädigungen herbeiführen, so die Wissenschaftler.
Der gelbe Milchsaft wird auf Warzen geträufelt (siehe Warzenkraut). Auch die Blätter des Schöllkrauts sind alkaloidreich und wurden früher verwendet. Sie wirken im oberen Verdauungstrakt entkrampfend auf die glatte Darmmuskulatur. In der Monographie des Schöllkrauts wird es noch “bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darmtrakts” beschrieben. Bei weiteren Forschungen wurde herausgefunden, dass Schöllkraut in hohen Dosierungen möglicherweise leberschädigend sein könnte. Obwohl diese Untersuchungen sich nicht zweifelsfrei bestätigten wurden die Anwendungsmöglichkeiten für Schöllkraut 2008 weiter beschränkt. Bei Fertigarzneien sind nur noch schöllkrauthaltige Präparate zugelassen, die eine Tagesdosis von 2,5 Milligramm des Chelidonin nicht überschreiten. Für Menschen, die an Lebererkrankungen leiden, Schwangere, Stillenden oder Kindern unter 12 Jahren wird empfohlen überhaupt keine Schöllkraut-Präprate zu nehmen.
Die Anwendungsbeschränkungen bewirkten, dass verschiedene Fertigpräparate vom Markt verschwanden. Es gibt noch einige die Schöllkraut in Kombination verwenden oder in homöopathischer Aufbereitung. Das Schöllkraut ist ein gutes Beispiel dafür, wie wirksame Präparate immer mehr vom Arzneimittelmarkt verschwinden. Da für Forschungen wenig Geld ausgegeben wird, reicht oftmals nur ein Hinweis auf irgendeine “sogenannte Toxität”, d.h. Giftigkeit. Weitere Forschungsgelder, um das Gegenteil zu beweisen, werden nicht eingesetzt. Und so verschwindet durch die moderne Wissenschaft Pflanze um Pflanze. Das ist eine sehr negative Tendenz, die der reichhaltigen Fülle der “Apotheke Gottes” gar nicht bekommt.
Schöllkraut nutzt übrigens Ameisen zur Weiterverbreitung: Die Samenkapseln in denen die schwarzen Samen eingehüllt sind, enthalten Ölhaltiges, Nährstoffreiches für Ameisen. Sie nehmen die Samenkapseln mit in ihren Bau, füttern damit ihre Brut und befördern die Samen wieder nach draußen. Da die Samen völlig intakt sind keimen sie weit entfernt von der Mutterpflanze. Das können auch ungewöhnliche Orte sein wie Astgabeln, oder wohin Ameisen sonst noch gelangen können.
Quelle: PTAheute, Nr. 7. April 2014, S. 76
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Schöllkraut-Löwenzahn‑, Wermutkraut Monographie