Samothrake ist ein Kleinod und ein Muss für Heilpflanzen-Fans. Warum? Die Insel ist etwas ganz Besonderes: Der Fengari (1700 Meter), der höchste Berg der Ägäis beherrscht die Insel. Das Bergmassiv ist nicht nur weithin sichtbar, sondern teilt die Insel in verschiedene Klimazonen auf. Schon alleine dadurch ist die 180 quadratkilometer große Insel sehens- und besuchenswert. Eine Hommage an eine außergewöhnlich kulturvolle, abwechslungsreiche Insel mit vielen Besonderheiten an Flora und Fauna.
Auf kleinstem, aber nicht beengten Raum ist fast alles an Vegetationszonen möglich. Das Bergmassiv liefert reichlich Wasser — und zwar Wasser vom Feinsten. Kristallklar, rein, eisig kommt es von den Bergen und bewässert die Insel das ganze Jahr über. Selbst in den heissesten Monaten fließen reissende Bäche aus unbekannten, unerschlossenen Quellen. Schon lange habe ich so ein geschmackvolles, wunderbares, belebendes Wasser getrunken. Wasser gibt es in allen Restaurants umsonst, welch’ ein paradisischer Luxus im Mittelmeer.
Die kleine Insel liegt im Norden des Ägäischen Meeres. 28 Kilometer von der Türkei entfernt, sie wird täglich von einer Fähre von Alexandoupoulis angefahren. Die Fähre bringt alles Lebensnotwendige hin und her. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt bis das Hafendörfchen Kamariotissa erreicht wird. Die Ankunft der Fähre ist wichtig für die Inselbewohner und das Tagesereignis. Waren werden ent- und beladen, Touristen steigen aus und ein. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Doch seit der Griechenlandkrise ist das Geschäft schwierig geworden.
Die Griechen, die sonst auf die Insel kamen, halten sich aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Oftmals haben sie für Urlaub kein Geld. Und ausländische Touristen müssen sich auf die Insel einlassen. Samothrake bietet weder weisse Sandstrände, Luxushotels mit Swimmingpools oder ein aufregendes Nachtleben. Die Strände sind meist sehr steinig bis auf einen im Süden der Insel. Allerdings kann überall gebadet werden. Badeschuhe schützen vor den Steinen — und dann erwartet einen türkises, klares Wasser und einsame Strände ohne Ende. Naturfans werden die Insel wegen der unbeschreiblichen, zum Teil auch wilden Natur, Ruhe, der himmlische Düfte, die die zahllosen Heilpflanzen verströmen, in ihr Herz schließen. Es gibt einfache Wanderwege und solche, die im Fengari-Gebiet anspruchsvoll und herausfordernd sind. Ob per Pedes, mit Auto oder Motorroller, die Insel kann auf sehr unterschiedliche Weisen entdeckt werden.
Samothrake ist wunderschön. Der Wasserreichtum, fruchtbare Erde, das mediterrane Klima sorgen für paradisische Verhältnisse. Die Insel ist, wie schon erwähnt, in mehrere Klimazonen eingeteilt: Die Mitte der Insel wird vom mächtigen Saos-Gebirge eingenommen. Ein Fünftel im Süden der Insel ist wegen des Gebirges unpassier- und unbewohnbar. Die anderen Regionen zeichnen sich durch ihre unterschiedliche Mikroklimata aus: Der süd-westliche Bereich ist fruchtbar, Getreide und Gemüse werden angebaut. Auch befinden sich dort große Olivenbaumhaine.
Im Westen entlang der Küste herrscht auf dem schmalen Küstenstreifen die Macchia vor.
In der Gegend rund um Therma und Loutra sorgen Wasserfälle für Wasserreichtum. Uralte Platanen‑, Eichen, Esskastanienwälder schaffen ein besonderes Waldklima. Der ewige Schatten und das eiskalte Wasser aus den Bächen oder Alfonias, wie die Bewässerungsgräben genannt werden, sorgen auch in der größten Sommerhitze dafür, diese Region zu einem angenehmen Aufenthaltsort zu machen. Aus welchen Speichern die reissenden, strömenden Bäche ihre Wässer erhalten, ist bis heute nicht geklärt.
In der Antike war Samothrake bis weit über den Mittelmeerraum wegen ihre Kultstätte bekannt. Zur Insel der “Großen Götter” pilgerten alljährlich gekrönte Häupter und ihre Folgschaft, reiche Kaufleute und Priester, um entweder geweiht oder in die Mystherien eingeweiht zu werden. Die Kultstätte ist heute noch ein geheimnisvoller Ort. An vielen Stellen der Insel werden Ausgrabungen durchgeführt oder wie z.B. auch in der Hauptstadt Chora liebevolle Restaurationen vorgenommen.
Nahezu jede Jahreszeit bietet etwas für Naturliebhaber. Ich war Ende Mai/ Anfang Juni auf der Insel. Ich hatte das Glück, viele Heilpflanzen blühend anzutreffen. Die Heilpflanzen und Kräuter bieten die Grundlage für unglaublich viele Insekten, Schmetterlinge und natürlich Vögel. Schon lange habe ich nicht mehr so viele Schmetterlinge gesehen oder Lerchen gehört. Die Bodenbrüter finden in der noch behutsam betriebenen Landwirtschaft ohne riesige Maschinen, den Einsatz von Pestiziden oder Dünger, Möglichkeiten der Brutpflege. Heilpflanzen‑, Naturfans, Ornithologen, Lepidopteristen kommen garantiert auf ihre Kosten.
Mehr:
Die Heilpflanzen- und Kräuter Samothrakis
Samothrake: Wasser, Grundlage allen Lebens, 2
Samothrake: Fruchtbares Land, 3
Myrte: Traditionelle Heilpflanze aus der Mittelmeerregion