Mit seinen “Urformen der Kunst” wurde Karl Bloßfeldt (1865–1932) schlagartig berühmt. Der Bildhauer, Hochschulprofessor und Amateuerfotograf hatte unterschiedlichste Pflanzen aus rein dokumentarischem Interesse fotografiert. In akribischer Kleinarbeit, mit künstlerischem Blick für Besonderes hatte Bloßfeldt Pflanzenteile auf die Platten gebannt und dabei die “Urformen” von Pflanzen sichtbar gemacht. Er wollte eigentlich nur einen “Formenkatalog” für Künster schaffen. Das ist ihm aufs Beste gelungen: Sein fotografisches Werk beeinflusste das Kunstschaffen seiner Zeit unmittelbar, außerdem wurde es “als Manifest der Neuen Sachlichkeit” gefeiert [1]. Ein Fotoband ist bei Schirmer/Mosel erschienen und eines meiner liebsten. Wandel auf den Spuren Bloßfeldts: Eine Hommage:
Der nahende Frühling mit seinen sich entfaltenden Wundern hatte mich dazu gebracht, den Fotoband wieder einmal zur Hand zu nehmen. Hier das Resultat eines Spazierganges:
In Berlin startet der Frühling gerade erst. Das Leberblümchen ist voll erblüht im Reigen mit Schneeglöckchen oder Winterlingen. Auch der Seidelbast fängt zaghaft an.
Die Küchenschelle ist noch ganz und gar in ihre dichte Schutzhülle gekleidet und wird noch eine Weile zur Entfaltung brauchen. Immerhin habe ich die gelb blühende Kornelkirschen gefunden. Die meisten dieser Aufnahmen stammen von Sträuchern, die der Kälte trotzen.
Der Sanddorn hat sich besonders gewappnet: Dick und fest, wie dinosaurier-ähnliche Panzerungen schützt die Pflanze ihre Knospen. Hier wird es noch eine ganze Weile brauchen, bis der Start zum Knospen gegeben wird.
In etwas windgeschützteren Ecken sind schon wagemutigere Entfaltungen zu entdecken.
Dieses Blatt ist durch seine pelzige Dicke gegen die frühlingshaften Wetterumschwünge gut geschützt.
[1] Quelle: Bloßfeldt, Karl: Urformen der Kunst. Wundergarten der Natur. Das Fotografische Werk in einem Band. Schirmer & Mosel, 1994, München.
Mehr: