“Die biologische Vielfalt nimmt weiterhin in einem Maß ab, die es bisher in der Geschichte nicht gegeben hat”, so heisst es im Vorwort des 3. Globalen Ausblicks [1]. Schlimmer noch: Die Rate des Aussterbens von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen soll gegenwärtig sogar 10.000 höher sein als die sogenannte “historische, natürliche” Rate. Auch Ban Ki-Moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen konnte 2010 nur ein kollektives Versagen feststellen. Der “Weckruf”, der 2002 durch die internationale Staatengemeinschaft initiert wurde, blieb unerhört. Ban warnt vor den katastophalen Folgen für die Menschheit, die dieses Ausmaß an Zerstörung haben wird. Denn “biologische Vielfalt sichert die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme, auf die wir für Nahrungsmittel und Süßwasser, für Gesundheit und Erholung sowie für den Schutz vor Naturkatastrophen angewiesen sind”, wie es im obig genannten Ausblick heisst. Doch statt uns zu besinnen, wird weitergemacht wie bisher. Trotz besserem Wissen, rückt die Politik nicht von dem alljährlich festgesetzten Ziel des wirtschaftlichen Wachstums ab. Doch Unzufriedenheit auf verschiedenen Ebenen macht sich breit, wie die zunehmende Demonstrationsbereitschaft breiter Bevölkerungsgruppen zeigen. Ob Demos gegen Stuttgart 21, Castor-Transporte in Deutschland oder gewalttätige Ausseinandersetzungen um die Erhöhung des Rentenalters in Paris — es tut sich was.
Wie lange die Politik braucht, um sich zu bewegen, ist nicht absehbar. Darauf zu warten ist sinnlos. Statt dessen sind jetzt private Initiativen gefragt. Denkbar ist die Suche nach Alternativen oder kleine Schritte im Privaten. Schon bei der Nahrungsmittelindustrie gäbe es viel zu tun: Denn trotz des schier überwältigenden Angebots an Obst ist das Sortiment überschaubar. Um billige Preise vorhalten zu können, werden nur die gängigsten Obstsorten angeboten: In Supermärkten gibt es häufig nur drei Apfelsorten, Bananen, Orangen, Melonen und jahreszeitliche Früchte wie Erdbeeren oder Weintrauben. Doch was ist mit all den Obstsorten, die wir allein in Deutschland haben? Wo sind die vielen Birnen- und Beerensorten, die es noch vor 15 Jahren zu kaufen gab? Wo sind die vielen wohlschmeckenden Gemüsearten? Schon in diesem kleinen Bereich ist der Verlust der biologischen Vielfalt zu erkennen.
In den letzten zwei Jahren wird in der Presse gerne über den Aufschwung der Schrebergarten-Kultur berichtet. Ob dies nur eine Romantisierung ist und einem tatsächlichen Bedürfnis innerhalb der Bevölkerung entspricht, lässt sich momentan für mich nicht wirklich abschätzen. Dazu fehlen mir konkrete Zahlen. Schön wäre es natürlich. Noch schöner wäre, wenn all’ die Schrebergartenbesitzer und vor allem auch Gartenbesitzer umdenken. Zum Beispiel statt eines “schönen englischen” Rasens mit ständigem Einsatz von Rasenmäher und Kunstdünger zum Naturrasen zurückkehren. Dort haben Wildpflanzen Platz, die wiederum Nahrung für zahlreiche Insekten- und Schmetterlingsarten sind.
Wenn der Garten groß genug ist, bietet sich auch das Pflanzen von Obstbäumen an. Erinnern Sie sich an die vielen Obstsorten, die es früher gab. Es soll allein 3000 unterschiedliche Apfelsorten geben. Welchen haben Sie früher genossen? Sie können Ihren Lieblingsapfel oder eine Sorte auswählen, die sich entweder gut verarbeiten oder lagern lässt. Obstbäume brauchen nach dem Anpflanzen zwar ein paar Jahre. Doch sie bedanken sich in der Regel mit reicher Ernte. Duftendes Obst aus dem eigenen Garten ist allemal was Besonderes und der Beitrag zur Biologischen Vielfalt ist im Kleinen geleistet.
[1] Die Lage der biologischen Vielfalt: 3 Globaler Ausblick