Die Anwendung des Pestwurz (Petasites hybridus) kann auf die vorchristliche Zeit zurückverfolgt werden. Die Heilpflanze war beliebt und hatte einen breiten Einsatzbereich: So wurde sie äußerlich z.B. bei krebs- oder bösartigen Geschwüren eingesetzt, oder als Wundheilmittel. Auch als schweisstreibendes, entwässerndes, die glatte Muskulatur entspannendes Mittel bei Beschwerden im Magen-Darm oder den Bronchien wurde die Heilpflanze verwendet. Der Einsatz als Pest-Mittel gab ihr den Namen.
Pestwurzel-Extrakte haben schmerzunterbrechende und entspannende Wirkungen — eigentlich wunderbar hilfreiche Möglichkeiten. Doch in der modernen Medizin werden Pestwurzel-Extrakte nicht mehr verwendet. Sie gerieten im 21. Jahrhundert wegen “ausgeprägter Leberschädigung” in Verruf. In der Schweiz wurden deshalb 2004 wegen des Schaden-Nutzen-Verhältnisses Zulassungen für Pestwurzel-Extrakte zurückgezogen. Auch in Deutschland sind Pestwurzel-Extrakte wegen des “ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses” nach §5 Arzneimittelgesetz nicht mehr verkehrsfähig. Wegen der stark entspannenden Wirkungen wurden vor 2009 — also dem Verbot — Pestwurzel-Extrakte als gute Migräne-Mittel gehandhabt. Heute gibt es in den Leitlinien der Deutschen Kopfschmerzgesellschaft nur noch einen kleinen Hinweis auf Pestwurzel-Extrakte und eben, dass sie nicht mehr zu haben sind.
Oft kommt es mir so vor, dass die Beurteilung von pflanzlichen und chemischen Arzneimitteln mit zweierlei Maß gemessen werden. Beispielhaft fallen mir Therapeutika rund um die Krebsbehandlungen ein. Was dort als “zumutbar” eingestuft wird, geht auf keine Kuhhaut. Die Krebspatienten leiden unter zum Teil schwersten Nebenwirkungen, wobei der Haarausfall noch eines der geringeren Übel ist. Die Wirkungen von einigen Chemotherapeutika können getrost als menschenverachtendend eingestuft werden, doch dass manche dieser Mittel eine Revision erfahren, kommt selten vor. Denn die großen, international agierenden Firmen haben eine funktionierende Lobby. Sie verfügen über genügend finanzielle Mittel um ihre Therapeutika mit manchmal lächerlichen Studien mit geringer Patientenzahl oder äußerst fragwürdigen Therapiezielen wie der Lebensverlängerung von beispielsweise nur 10 Tagen — dabei unter nicht mehr vorhandener Lebensqualität — durchzubringen. Leider ist die Pestwurz nicht die einzige Heilpflanze, die — wegen fehlender Phyto-Lobby — ihre Einsatzbereiche verloren hat.
Mehr:
Hallo Doris,
eine Studie mit Pestwurz hat vor Jahren bereits “Haarausfall” als eine mögliche Nebenwirkung beschrieben.
[Danesch UC: Petasites hybridus (Butterbur root) extract in the treatment of asthma–an open trial. Altern Med Rev. 2004 Mar;9(1):54–62 (PMID 15005644).]
Eine weitere hat, in seltenen Fällen, Hautprobleme als Nebenwirkungen angegeben (aber nicht weiter ausgeführt, welche)
[Lipton RB, Göbel H, Einhäupl KM, Wilks K, Mauskop A: Petasites hybridus root (butterbur) is an effective preventive treatment for migraine. Neurology. 2004 Dec 28;63(12):2240–4 (DOI 10.1212/01.wnl.0000147290.68260.11).]
Die Fachliteratur ist hinsichtlich Haarausfall als einer Nebenwirkung der Pestwurz-Anwendung relativ unergiebig.
Herzliche Grüße,
Rainer
Mich würde interessieren, ob Haarausfall eine mögliche Nebenwirkung von Pestwurzpräparaten sein kann.
ich leide seit ewigen Zeiten an Migräne und seit letzter Zeit stark an Haarausfall.