Echtes Aprilwetter während der Osterfeiertage lockte eigentlich niemanden nach Draußen. Ungewöhnliche Kälte, Hagelschauer, Wind und doch immer wieder Sonnenschein. Ich habe mir an der Natur ein Beispiel genommen: Die lässt sich auch nicht aufhalten. Also raus aus Berlin und rein in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Sie liegt etwa 80 Kilometer nord-östlich von Berlin. Die Schorfheide-Chorin umfasst ein fast 1300 Quadratkilometer großes Gebiet mit vielen unterschiedlichen Landschaftschaften: Wiesen, Wälder, Seen, Moore — sehr abwechslungsreich und schön. Die Endmoränenlandschaft wurde von 10.000 Jahren in der Weichseleiszeit von Gletschern ausgebildet. Das Biosphärenreservat liegt in der Nähe der polnischen Grenze und ist relativ dünn besiedelt. Der sandige, moorige Untergrund bot seit Jahrhunderten den Menschen nur ein karges Leben. Dennoch entstanden Klöster wie das des Zisterzienserklosters in Chorin, die die Urbarmachung und Christianisierung erfolgreich vorantrieben. So ist eine einzigartige Kulturlandschaft, um deren Nutzung auch heute noch hart gerungen wird.
Klar, dass solche Gebiete reizvoll für Erholungssuchende sind. Der Wasserreichtum lockt nicht nur Vögel an, sondern Angler. Viele Angler-Vereine nutzen die Seen, wie oben den Weissensee für ihre Angelleidenschaft. Die Wälder sind nicht nur für das Wild attraktiv, sondern ebenso für Jäger. Früher jagten in diesen wildreichen Gebieten Kürfürsten und Königssöhne. In jüngerer Vergangenheit nutzten DDR-Kader und ‑Funktionäre diese Wälder als “private” Jagdgründe. Selbstverständlich wollen die ansässigen Bauern ihr Land bewirtschaften. Sie unterliegen in der Bewirtschaftung jedoch Reglementierungen, um nicht seltene Vogel- oder Pflanzenarten mit Pestiziden oder Pflanzenschutzmitteln zu gefährden. Im Kuratorium des Biosphärenreservats wird sicherlich hart gerungen: Nicht zuletzt soll ein “sanfter Tourismus” Geld in die Region bringen, schließlich soll diese nicht vollständig entvölkert werden. Ein schwieriger Spagat. Einen großen Sieg haben die Naturschützer wohl im Buchenwald im Grumsiner Forst errungen: Der Buchenwald wurde erst 2011 als Teil des Weltkulturerbes “Buchenwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland” in die Welterbeliste aufgenommen. Dieses Teilgebiet des Biosphärenreservats ist Rückzugsgebiet seltener Vögel wie dem Schreiadler oder dem Schwarzstorch. Ich habe “nur” das laute Trompeten von Kranichen und seit wirklich sehr langem mal wieder das Klappern eines Storchs gehört — auch das war schon irgendwie beglückend.
Ornitologen kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Wie es mit Heilpflanzen aussieht, konnte ich nicht ausmachen. Nun im Frühjahr ist dies bei der gerade erst aufkommenden Vegetation schwierig zu beurteilen. Ich habe mich vor allem an dem frischen, hellen Grün der Buchenblätter gefreut, die gerade ihre Blätter entfalteten. Auch das Schöllkraut leuchtete geradezu oder wie oben gezeigt, die weiten Heidelbeerflächen in den Kiefernwäldern. Sie zogen Hummeln an, die trotz Kälte von Blüte zu Blüte zogen. Könnte sein, dass es eine reichliche Heidelbeerernte gibt.
Die Kiefernwälder wurden früher wirtschaftlich intensiv genutzt. An den großen Kiefern gab es vierseitig tiefe Wunden, vom Zapfen des Kiefernharzes. Im Sommer gibt es bestimmt Führungen mit Rangern. Interessant wird dann sein, welche langfristigen Projekte hinsichtlich der Waldstrukturen geplant sind. Dieser Kiefernwald war im schlechten Zustand. Vielleicht wird er sich selbst überlassen, um aus der Monokultur einen Mischwald werden zu lassen? Im Sommer und Herbst finden regionale Feste statt, dann werde ich wieder hinfahren. Die Schätze der vielfältigen Region sind noch lange nicht entdeckt. Ebenso finde ich die regionale Küche spannend — z.B. habe ich versäumt, die Fliederbeer-Kartoffeln aus Angermünde zu probieren — und was es sonst noch so gibt.
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