Der Olivenbaum (Olea europaea) ist gebeugt, knorrig, gedrungen, von Menschenhand geformt. Jeder Olivenbaum hat eine Persönlichkeit, denn keiner gleicht einem anderen. Jede Rinde hat eine andere Wuchsform, ist rau, von der Hitze der Sonne, dem Wind bearbeitet. Olivenbäume können bis zu 1000 Jahren alt werden. Sie waren und sind heute noch wertvolle, geschätzte Bäume.
Der Olivenbaum kam aus dem Orient. Im Alten und Neuen Testament wird in vielen Stellen auf die Ölbäume, das Olivenöl und seine Heilwirkungen hingewiesen. Und: Auch das heilige Salböl, dessen Herstellungsanweisung und Zutaten Moses von Gott erhielt, basiert auf Ölivenölbasis. Die weiteren Zutaten Myrrhe, Zimt, Gewürzrohr, Zimtnelken.
In der griechischen, römischen oder arabischen Medizin gibt es viele weitere Rezepturen mit Olivenöl. Es war beispielsweise oft Grundlage von Salben, Balsamen oder Pasten. Die Wertschätzung im Altertum für den Olivenbaum lässt sich auch daraus erkennen, dass sowohl Griechen, Römer und Berber zu Ehren von Verstorbenen Olivenbäume pflanzten. Oder die Grabstätten der Ahnen waren von “heiligen Olivenhainen” umgeben [1].
Dioskurides, griechischer Arzt und Verfasser des bedeutensten Heilpflanzenbuches der Antike, widmete dem Olivenbaum gleich drei Einträge:
1 Oel aus unreifen Oliven. Das beste Öl zum Gebrauch an gesunden Tagen ist das aus unreifen Oliven, welches auch Omphakion genannt wird. Dabei hat den Vorzug das frische, nicht scharfe, gut riechende; ein solches eigenet sich auch gut zur Bereitung von Salben. Es ist auch dem Magen bekömmlich wegen seiner adstringierenden Kraft, heilt Wunden, festigt die Zähne, wenn es im Mund gehalten wird, auch hält es den Schweiss zurück.
2 In Salzlake eingemachte Oliven. Eingemachte fein gestossene Oliven lassen als Umschlag bei Verbrennungen mit Feuer keine Blasenbildung aufkommen und reinigen schmutzige Wunden. Ihr Saft aus der Salzbrühe als Mundwasser zieht das Zahnfleisch zusammen und befestigt lose Zähne. Die gelbliche und frische Olive ist schwer verdaulich, (aber) magenstärkend, die dunkle aber reife ist leicht verderblich und dem Magen schädlich; ferner ist sie für die Augen untauglich und verursacht Kopfschmerzen; geröstet aber und umgeschlagen hemmt sie fressende Geschwüre und eröffnet Karbunkeln.
3 Oel des wilden Oelbaumes. Das Oel aus der wilden Olive ist eine Mundspülung bei fauligem Zahnfleisch und ein Befestigungsmittel für lose Zähne. Die Bähung damit, wenn es erwärmt und geklärt ist, erweist sich als heilsam für Zahnfleisch welches vom Flusse heimgesucht ist. Man muss aber Wolle um die Sonde legen, sie in das Oel tauchen und an das Zahnfleisch legen, bis es weiss ist.
Weiter heisst es dann, dass die Früchte des Ölbaums von der Hand gepflückt werden sollten, denn ein altes Gesetzt sagt: “Den Ölbaum sollst du weder streifen, noch schlagen (Plinius XV 11). [2]
Auch heute noch wird Olivenöl als Grundlage z.B. bei der Wundheilung in der Krankenpflege eingesetzt. Mehr: Olivenöl: Zur Pflege von Haut und Haar
Quellen: [1] Strassmann, R.: Baumheilkunde. AT Verlag, Aarau Schweiz, 1994 (5. Auflage)
[2] Arzneimittellehre des Dioskurides
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