Die Officina Parfumo — Farmaceutica di Santa Maria Novella liegt in Florenz in der Nähe der Basilika Santa Maria Novella. Die Officina ist sehens- und besuchenswert, weil sie sich auf die Klostermedizin der Dominikanermönche aus dem 10. Jahrhundert beruft. Die Geschichte der Officina ist auf das Engste mit der Stadtentwicklung, seinen politischen und historischen Wendungen verknüpft. Ein Rundgang durch die Verkaufsräume ist höchst sinnlich: Düfte umschweben die Räumlichkeiten, in denen die kostbaren und teuren Ingedenzien der verschiedensten Produkte auf das Schönste präsentiert werden. Schließlich belieferte die Officina schon im Mittelalter die Schönen und Reichen mit ihren edlen Produkten. Ganz in dieser Tradition sieht sich auch die moderne Geschäftsführung, die mittlerweile über ein weltweit gespanntes Verkaufsnetz verfügt. Das in Florenz liegende Geschäft ist jedoch Ursprung und Ausgangspunkt dieser Aktivitäten.
Die Officina liegt in einer kleinen Straße, die gegenüber der Basilika vom Platz [1] abgeht. Der Eingang liegt etwas versteckt. Doch wird die Schwingtür geöffnet, ist es vorbei mit der Zurückhaltung: Marmorne Fliesen, Dekore, aufwändige Malereien und Kristall-Leuchter begleiten betuchte Käufer früher wie heute bis zum Hauptraum, der mit einer Kuppel gekrönt ist. In diesem hohen Raum werden die Produkte zum Riechen und Ausprobieren präsentiert. Grundlage sämtlicher Produkte sind Heilkräuter. Die Dominikaner-Mönche nutzten vom 10–15. Jahrhundert Heilkräuter aus ihrem Klostergarten ausschließlich für die Eigenproduktion zur Herstellung von Arzneien, Balsamen und Salben. Die Qualität und Heilwirkung muss sich auch außerhalb der Klostermauern herumgesprochen haben.
Schon damals verstanden sich die Leiter der Apotheke auf die Kunst wirksamer Öffentlichkeitsarbeit: Persönlichkeiten wie beispielsweise Catarina de Medici (1519–1589), Königin von Frankreich, als Trägerin eines speziell für sie kreirten Parfüms sorgten für Bekanntheit des Klosters im Ausland. Ab 1612 wurde eine Officina eröffnet, um Produkte an die Adligen und reichen Bürger zu verkaufen: Parfüme, Essenzen, Seifen, Körperpuder, Pasten, Balsame und Cremes wurden entwickelt und schon damals erfolgreich in viele Länder exportiert.
1866 wurden die Kirchengüter durch die italienische Regierung konfiziert. Der damalige kirchliche Apothekenleiter erkannte die Chancen für eine Privatisierung, erwarb Teile der Apotheke und baute die Officina Farmaceutica auf. Aus dieser Zeit stammt auch die Ausstattung der Geschäftsräume. Heute bietet die Officina eine breite Palette zwar teurer, doch auch für ein breiteres Publikum bezahlbare Produkte an. Die Produkte bestehen aus einem Mix alter, bewährter Rezepturen wie bei den Seifen und Pulvern. Es werden aber auch neue Düfte kreiert oder Produktreihen nach modernen Pflegekritererien entwickelt und verkauft.
Die Nähe der Officina zum Kloster und ihrem Ursprung ist immer noch greifbar nahe: Die von Engeln gesäumte Tür lässt einen Blick in den Klosterhof und Klosterwandelgang zu. Dort herrscht nach wie vor kontemplative Ruhe. Es soll ein Museum geben, der auch einen Kräutergarten hat. Beides habe ich mir für einen weiteren Besuch aufgehoben.
[1] Via della Scala 16, Florenz
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