Myr­te: Tra­di­tio­nel­le Heil­pflan­ze aus der Mittelmeerregion

Wunderschöne Myrteblüte
Wun­der­schö­ne Myrteblüte

Die Myr­te (Myr­tus com­mu­nis) ist ein immer­grü­ner Strauch, der vom Mit­tel­meer bis hin zum Nord-West-Hima­la­ya wächst. Er mag es warm, außer­dem ist er frost­emp­find­lich, also nicht in unse­ren Brei­ten­gra­den anzu­tref­fen. Die Blü­te­zeit ist von Ende Juni bis in den Herbst. Die wun­der­hüb­schen Blü­ten ver­brei­ten einen aro­ma­ti­schen Duft. Gese­hen wo? Samo­thra­ke natürlich!

Myrtestrauch
Myr­testrauch

Die volks­tüm­li­che Medi­zin nutz­te die Myr­te zur Behand­lung von Atem­or­ga­nen, bei Bron­chi­tis, Keuch­hus­ten oder Lun­gen­tu­ber­ku­lo­se. Auch zur Behand­lung der Harn­bla­se bei Durch­fall oder Wurm­be­fall wur­de Myr­te ein­ge­setzt [1]. Es gibt ver­schie­de­ne Stu­di­en, die sich mit dem Myr­ten-Öl befas­sen: Eine For­scher­grup­pe aus den Län­dern Alge­ri­en, Por­tu­gal, Ita­li­en ver­gli­chen die Wirk­stof­fe der Myr­te com­mu­nis mit der Myr­te nivel­lei Batt. and Trab. (eine Art die als Saha­ra-Myr­te bekannt ist). Die For­scher­grup­pe bestä­tig­te die tra­di­tio­nel­len Ein­sät­ze bei­der Myr­ten-Arten. Sie hät­ten ähn­li­che Wirk­wei­sen, näm­lich anti­mi­kro­biel­le und anti­oxi­da­tive Wir­kun­gen und zeig­ten außer­dem anti­ent­zünd­li­che Effek­te, wie auch posi­ti­ve Wir­kun­gen gegen Insek­ten [2]. Da im Iran die Myr­te auch als beru­hi­gen­de-hyp­no­ti­sche Pflan­ze in der tra­di­tio­nel­len Wei­se ver­wen­det wur­de, forsch­te dar­über eine For­scher­grup­pe aus dem Iran. Ihre expe­ri­men­tel­len For­schun­gen an Mäu­sen und Rat­ten zeig­ten, dass ein Myr­te-Extrakt angst­neh­mend war und eine auf die Mus­keln ent­span­nen­de Wir­kung hat [3]. Ob die­se tra­di­tio­nel­len Mit­tel eine Chan­ce der Zulas­sung in Euro­pa haben, ist eher unwahr­schein­lich. Denn die Pflan­zen kön­nen in unse­ren Brei­ten­gra­den kei­ne “tra­di­tio­nel­le” d.h. min­des­tens 30jährige Erfah­rung nachweisen.

In Deutsch­land haben es Neu­zu­las­sun­gen von pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln ohne­hin schwer. Seit des Con­ter­gan-Skan­dals wird von den pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln die glei­che Sicher­heit erwar­tet wie bei den che­mi­schen. Die tra­di­tio­nel­len Erfah­rungs­wer­te unter­lie­gen dann sehr har­ten Prü­fun­gen. Da das Myr­ten­öl z.B. in grö­ße­ren Men­gen (mehr als 10 Gramm) Kopf­schmer­zen, Übel­keit und Erbre­chen aus­lö­sen kann, also auch toxisch sein kann, wird oft von den ver­ant­wort­li­chen Wis­sen­schaft­lern vor der Ver­wen­dung gewarnt. Sobald etwas in die Nähe der “Toxi­zi­tät” (die Dosis macht das Gift=Para­cel­sus) gerät, wird bei der Zulas­sung abge­wun­ken. Bei­spiels­wei­se wur­de eine schon erteil­te Schöll­kraut-Zulas­sung 2008 wider­ru­fen. Der Haupt­wirk­stoff Cheli­do­nin stand im Ver­dacht Leber und Gal­le zu schädigen.

In Deutsch­land sind Myr­te-Anwen­dun­gen als homöo­pa­thi­sche Mit­tel bei Bron­chi­tis in Ver­wen­dung (sie­he Mono­gra­phie).

Quel­len:

[1] Hager Rom 2006„ Hagers Hand­buch der Dro­gen und Arz­nei­stof­fe, Sprin­ger 2006.

[2] Bouz­a­ba­ta A, Casa­no­va J, Big­hel­li A, Cavalei­ro C, Sal­guei­ro L, Tomi F.: The Genus Myr­tus L. in Alge­ria: Com­po­si­ti­on and Bio­lo­gi­cal Aspects of Essen­ti­al Oils from M. com­mu­nis and M. nivel­lei: A Review. Chem Bio­di­vers. 2016 Jun;13(6):672–80. PMID:27159587

[3] Hajiag­haee R, Fai­zi M, Shah­mo­ham­ma­di Z, Abdol­lah­n­e­jad F, Nagh­di­ba­di H, Naja­fi F, Raz­mi A.: Hydro­al­co­ho­lic extra­ct of Myr­tus com­mu­nis can alter anxie­ty and sleep para­me­ters: a beha­viou­ral and EEG sleep pat­tern stu­dy in mice and rats. Pharm Biol. 2016 Mar 29:1–8. PMID:27022667

Mehr:

Bedeu­tung und Geschich­te der Monographien

Samo­thra­ke: Eldo­ra­do für Natur- und Heil­pflan­zen­fans, 1

Samo­thra­ke: Was­ser, Grund­la­ge allen Lebens, 2

Samo­thra­ke: Frucht­ba­res Land, 3

Samo­thra­ke: Eine Insel vol­ler Heil­pflan­zen und Wildkräuter

Oli­ven­baum: Hei­li­ger Baum