Ein interessanter Aspekt zur Pflanzenheilkunde war während des ZAEN-Kongresses in Freudenstadt im Herbst letzten Jahres zu erfahren: Prof. Dr. André-Michael Beer zeigte Möglichkeiten der Pflanzenheilkunde innerhalb der Balneologie auf. Bei der Lehre von der therapeutischen Anwendung und Heilwirkung des Wassers, Schlamm, Moor wird zunächst einmal an Kneippsche Anwendungen mit seinen vielen Güssen, Tau- oder Wassertreten gedacht. Die Bandbreite ist aber viel größer: Warme Wässer, kalte oder Heilwässer oder Heilgase werden ebenfalls in der Balneologie therapeutisch angewandt. Bei den sogenannten Peloiden, also den verschiedenen Schlammpackungen wie z.B. Fango oder Moorbädern denken die meisten nicht als Heilpflanzliches.
Neben den therapeutischen Maßnahmen, die zum Beispiel mit Pflanzenzusätzen wie Wachholderöl, Koniferenöle (z.B. Kiefernadelöl), Eucalptusöl, Salbei, Campher oder gereinigte Terpentinölbäder durchgeführt werden, gehören jedoch unbedingt die Moorbäder. Denn “Pflanzen und Torf ist gemeinsam, dass sie Vielstoffgemische sind”, sagte Beer. Vielstoffgemische bedeutet, dass nicht nur ein wirksamer, heilsamer Stoff in einer Pflanze enthalten ist, sondern viele unterschiedliche. Die Vielstoffgemische stellen für die Wissenschaft eine besondere Schwierigkeit dar, denn sind ein oder mehrere Wirkstoffe herausgefunden und zugeordnet worden, muss dies noch lange nicht heissen, dass sie z.B. genau diese verantwortlich für die therapeutisch heilenden Wirkungen sind. Oft ist es so, dass sowohl die Zusammensetzung, ihre Vermischung oder die besonderen Misch-Verhältnisse der jeweiligen Stoffe, heilsam sind. Die Erforschung von Vielgemischen ist teuer und aufwändig, weshalb die Pflanzen wahrscheinlich viele ihrer Geheimnisse auch zukünftig wahren werden. In den USA gibt die Regierung Millionen für die Erforschung komplementärer Methoden aus (wozu auch die Phytotherapie gehört). Die deutsche Regierung nicht, was höchst verwunderlich ist, denn Deutschland wurde früher als das Mutterland der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bezeichnet.
Bezüglich der Moorbäder haben sich (dennoch) neuere wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben, die aufzeigen, dass Moorbäder dem direkten Umfeld der Pflanzenheilkunde zugeordnet werden müssen. Forscher fanden z.B. heraus, dass die verschiedenen Torfarten ähnlich wie unterschiedliche Heilpflanzen ganz unterschiedlich wirken oder eingesetzt werden müssen. Je nachdem aus welchen Heilpflanzen z.B. ein Torf hauptsächlich zusammengesetzt ist — wird die Wirkung sein. Allgemein kann gesagt werden oder ist auch schon länger bekannt, dass die verschiedenen Torfzusammensetzungen unter anderem antibakterielle, antivirale Wirkungen oder Wirkungen auf das Atmungssystem oder Schmerzverminderung haben können.
Quelle: Beer A‑M: Phytotherapie und Prävention. zaenmagazin 2/14, S. 26 ff. ZAEN e.V, Freudenstadt 2014.