Meerrettich (Armoracia rusticana) enthält Senföle. Das sind antibakteriell wirkende Substanzen, die z.B. in Erkältungszeiten eingesetzt werden können. Senföl hat in den letzten Jahren als “pflanzliches Antibiotikum” Furore gemacht. Da nun die Erkältungszeit wieder anbricht, stelle ich in Folge ein paar Heilpflanzen vor, die als pflanzliche Antibiotika gelten und starte mit Meerrettich.
Um es vorweg klarzustellen: Antibiotika sind eine Sammelbezeichnung für Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Sie werden synthetisch hergestellt und haben Eigenschaften Bakterien in ihrem Wachstum zu hemmen oder zu töten. Den Begriff “pflanzliches Antibiotikum” für Wirkstoffe von Heilpflanzen zu verwenden ist eigentlich irreführend, entsprechend der obigen Definition. Es wird als Schlagwort verwendet. Denn die Antibiotika aus Schimmelpilzen, wie das Penicillin, haben weltweit aufgrund von Resistenzbildung an Schlagkraft verloren. Nun wird auf Heilpflanzen verwiesen, die Abwehr-Strategien bildeten, die ebenfalls Bakterien hemmend sind.
In ihrer evolutionären Entwicklung entwickelten Heilpflanzen verschiedenste Überlebensstrategien, um sich gegen Fressfreinde oder auch Bakterien zu schützen. Senföle beispielsweise werden wegen ihrer Schärfe sowohl von Fressfeinden wie auch von Bakterien gemieden. Um so besser für die Menschen, die die Senföle wegen der antibakterielle Eigenschaften, nutzen können.
Den Wirkmechanismus hat jeder Mensch schon einmal erfahren: Die Schärfe der Senföle steigen in die Nase, die Augen können tränen. Ein durchblutungsfördernder Effekt auf die Schleimhäute ist bekannt, der zum Beispiel bei Bronchialkatarrhen (auch als Fertigarznei) eingesetzt wird. Oder über Reizmechanismen wie beispielsweise einem Fußbad mit Senfmehl (siehe Anleitung) kann ebenfalls eine heilsame Wirkung erzeugt werden.
Bekannter ist Meerrettich als Küchengewürz als Beilage mit verdauungsfördernder Wirkung wie beim Karpfen blau, Meerrettich-Sahne für Fleisch. Allerdings gibt es noch viel mehr gute und billige Einsatzweisen oder für den Alltagsgebrauch, um der Gesundheit wieder auf die Beine zu helfen:
Der Ansatz von Meerrettich-Honig, oder Meerrettich-Quark wie auch Meerrettich gerieben für Brot. Auch als Auflage zur Behandlung von Muskelschmerzen ist Meerrettich (Anleitung) geeignet. Wegen des Senföls ist Umsicht nötig!
Meerrettich ist eine sehr kräftige Pflanze. Verwendet wird ihre Wurzel, die im Herbst geerntet wird. Meerrettich ist frisch gerieben eigentlich die erste Wahl, es macht wirklich nicht viel Arbeit. Meerrettich kann auch in Gläsern gekauft werden, muss dann allerdings im Kühlschrank gelagert werden.
Meerrettich hat eine lange volksheilkundliche Tradition. So beschrieb schon Leonhart Fuchs (1501–1566) die Heilpflanze mit “warmen” und “trockenen” Eigenschaften, die damals als heimisches Arzneimittel zur Verfügung stand. Übrigens setzen noch andere Heilpflanzen auf die Kraft der Senföle: Senf, Rucola, Radieschen, Kresse-Arten wie Kapuzienerkresse beispielsweise.
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