In Köln läuft im Römisch-Germanischen Museum (bis 1 Nov. 2015) die Ausstellung “Medicus — der Arzt im römischen Köln”. Die Ausstellung ist sehenswert, nicht nur für Medizininteressierte. Im Eingangsbereich steht Asklepios, der Gott der Heilkunst. Er hält in seiner Hand ein Bündel Lorbeerblätter, dem Heilkraut, dem die Griechen besondere Fähigkeiten zuordneten.
An ihm gelehnt sein Äskulapstab. Darum windet sich — wie ich nun gelernt habe — die ungiftige, harmlose Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata), die in Rom damals auch als Haustier zur Vertilgung von Mäusen gehalten wurde. Asklepios übte Chirurgie, Medizin und Kräuterheilkunde aus. Der “unvergleichliche Arzt” hatte seine Kenntnisse und Dienste in Troja zur Verfügung gestellt. Sicherlich konnte er bei den vielen verletzten Soldaten ausgezeichnete anatomische Kenntnisse erwerben und seine chirurgischen Fähigkeiten erweitern.
Welche Möglichkeiten die Ärzte in Zeiten der Römischen Hochkultur (100 vor Christus bis 400 Jahre nach Christus) zur Verfügung hatten, zeigt die Ausstellung in einigen Exponaten. Exemplarisch möchte ich die chirurgischen Bestecke nennen, die den Ärzte damals schon zur Verfügung standen: Meissel, Pinzetten, feinste Stichel, um den Star zu entfernen, Trepanationsbohrer, um Löcher in den Schädel zu bohren (Trepanation). Auch ein ausgestelltes Vaginalspekulum zeigt, dass die Griechen bzw. Römer ihre Spuren in unserer Medizin hinterlassen haben — denn das Spekulum, dass heute von einem Gynäkologen benutzt wird, sieht noch genauso aus!
Zm Vergleich ausgestellte Arztbestecke aus dem 19. Jahrhundert zeigen, dass zwar andere Werkstoffe wie Stahl benutzt wurden, die Formen der chirurgischen Geräte jedoch über Jahrhunderte dieselbe Form beibehielten. Die Ausstellung lehrt ein wenig Demut. Denn normalerweise erheben wir uns über das Wissen die alten Kulturen oder das “finstere Mittelalter”. Fehlanzeige: Vieles aus unserer Kultur baut auf der Hochkultur und des damaligen Wissens auf.
Hygiene stand bei den Römern (und den damaligen Kölnern) hoch im Kurs: Thermalbäder mit kaltem und warmem Wasser standen ihnen zur Verfügung, um z.B. Reizbäder durchführen zu können (Balneologie). Beispiele von wunderschönen gläsernen Flacons, die reiche Römer mit in die Thermalbäder nahmen, werden ausgestellt. Oder in bauchförmigen Flaschen (aus Metall, Glas) wurde Olivenöl mit in die Bäder genommen. Es wurde (laut erklärender Museumsinformationen) über den Körper gegossen, der Schmutz wurde mit Schabern abgezogen, bevor die Menschen die Bäder besuchten. Beendend nutzten sie, je nach dem welchen gesellschaftlichen Status die Thermalbesucher hatten, Salben und Öle mit Heilpflanzen wie Myrrhe, Kalmus, Rose. Sie verliessen also nicht nur sauber, sondern auch wohlduftend und erholt die Bäder (Massagen wurden auch angeboten, wie beim Wellness heutzutage). Hygiene gehörte wie sportliche Betätigung und maßvolles Essen zur Gesundheitspflege — also auch Ideen die wir heute präventiv weiterverfolgen. Fazit: Schöne, interessante Ausstellung!
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