Die Linden blühen in einer unglaublichen Pracht und Überfülle. Ein unglaublich lieblich-aromatischer Duft liegt in der Luft. Das wäre ein Riesenfest für Bienen! Doch wo sind sie nur? Ich erinnere mich an Jahre, in denen es in den Lindenbäumen nur so summte und brummte. Geschäftig waren über tausende von Bienen mit dem Einsammeln von Nektar beschäftigt. Mir fehlen die Bienen. Ich finde es sehr beunruhigend, dass sie nicht da sind.
Am Wochenende war ich in Brandenburg an der Havel. Das ist eine wunderschöne Stadt mit 1000jähriger, wechselhafter Geschichte. Bei einem Rundgang fielen mir die Linden auf, die vor den Kirchen, dem Rathaus und dem Dom standen. Linden können über 1000 Jahre alt werden, wenn sie einen guten Standort haben und wachsen dürfen. Diese Linden waren noch nicht so alt, aber die Menschen, die sie gepflanzt haben, werden die Bäume vielleicht in Hinsicht auf die deutsche Tradition gepflanzt haben.
Linden wurden von den Germanen an ihre Gerichts- und Versammlungsorte angepflanzt. Die Linde war der Göttin Freya geweiht, und unter ihr konnte leichter die Wahrheit gefunden werden, so glaubten die Germanen. Deshalb wachte eine Linde über den Thingplätzen. In vielen Dörfern stand eine Linde auf dem Dorfplatz, wo geselliges Beisammensein gepflegt wurde, Liebespaare trafen sich dort. Linden wurden auch zum Schutze vor Dämonen oder Blitzschlag angepflanzt, nicht zuletzt auch als ergiebige Bienenweide. Oder in der Nibelungensage spielt ein Lindenblatt eine Rolle: Ein Lindenblatt setzte sich Siegfried auf den Rücken, während seines Bades im Blut des getöteten Drachens. Es war die einzige Stelle der Verwundbarkeit, die der Held hatte.
Die Linde bringt innere Sammlung: Menschen also, die zur Hektik neigen, sollten sich Linden suchen, sich daran setzen. Die Linde hilft ihnen leichter zur Ruhe zu kommen. [1]
Vor dem gotischen Rathaus der Stadt Brandenburg steht ebenfalls eine schon recht ansehnliche Linde. Und: Vor der alten Rathaustür wacht Roland. Der Ritter mit Schwert wurde seit Karl dem Großen als Symbol der Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit aufgestellt. Die Brandenburger Steinfigur, die auf dem Kopf eine kleine Mulde hat, ist mit “Donnerwurz” bepflanzt. Donnerwurz ist Hauswurz. Die Pflanze diente als Blitzableiter — so erklärt eine Informationstafel.
Doch zurück zu den Bienen: Brandenburg liegt 75 Kilometer entfernt von Berlin mitten auf dem Land, mitten in wunderschöner Landschaft und an der Havel. Doch leider trügt die Idylle. In der Landwirtschaft dürfen leider immer noch Insektengifte in Form von Pestiziden (Neonikotionide) behandelten Saatgütern auf die Felder gebracht werden, wenn “gewisse Grenzwerte nicht überschritten werden”. Wer kontrolliert das eigentlich? Offensichtlich ist, dass es keine Bienen gibt.
Laut efsa (European Food Safety Authority) gibt es sogar eine ganze Reihe an Risiken, die von Neonikotinoiden für Bienen ausgehen (siehe Artikel). Was für Bienen schädlich ist, kann doch für menschliche Ernährung nicht gut sein oder? Eine Studie der EASAC (European Academies Science Advisory Council) zeigt in einer Studie (siehe Bericht), dass das Pestizid auf die Bienenköniginnen einen früheren Tod bewirkt, die Fortpflanzung behindert wird, auch auf Motten und Schmetterlinge wirkt das Gift. Ein Beitrag aus der dem beschreibt wie das Pestizid auf die Nervenfunktionen der Bienen einwirken, und sie z.B. nicht mehr zu ihrem Stock zurückkehren können. Ein Sterben der Bienen/ Insekten hat ebenso Auswirkungen auf die Vogelwelt, die sich von Insekten ernähren. Die Zuflucht der Vögel in die Städte hat unter anderem mit dem fehlenden Nahrungsangebot auf dem Land zu tun. Die Neonikotionide werden in 120 Ländern eingesetzt. Die todbringenden Pestizide werden von Bayer/Leverkusen und Syngenta/Schweiz hergestellt.
Hier eine Aktion, auf die ich aufmerksam machen möchte: Stoppt das Bienengift. Bitte engagiert Euch. Was wollen wir mit einer Welt, in der es keine Bienen, Schmetterlinge, Vögel mehr gibt?
[1] Quelle: Strassmann, R.: Baumheilkunde. Heilkraft, Mythos und Magie der Bäume. AT Verlag (5. Auflage), Aarau, Schweiz, 2006.
Mehr:
Lindenholzkohle Monographie
Lindenblüten: Honigsüßer Duft
Lindenblütentee: Husten beruhigend, Schmerz lindernd
Diese Pressemitteilung vom BUND, 19.06.16 zur Kenntnis:
Mehr als jeder zweite Honig aus deutschen Supermärkten mit Pestiziden belastet. BUND fordert Ausstiegsplan für Ackergifte
Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat in 13 von 22 Honigen aus deutschen Supermärkten Rückstände von Pestiziden festgestellt. Die Proben waren zumeist mit dem Neonikotinoid Thiacloprid belastet. Dieses hochwirksame Nervengift kann beim Menschen Krebs erregen und schädlich für die Fortpflanzung sein. Für Bienen und andere nützliche Insekten ist es tödlich, schwächt das Immunsystem oder beeinträchtigt die Orientierung.
„Die Ergebnisse sind alarmierend und zeigen, dass wir in Deutschland und der EU ein ernsthaftes Problem mit Pestiziden in der Landwirtschaft haben“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Neonikotinoide sind mitverantwortlich für das Bienenvölkersterben und reduzieren die Artenvielfalt auch bei Vögeln und anderen Wildtieren. Umweltschädliche Ackergifte werden im Obst- und Rapsanbau in großer Menge eingesetzt und gelangen deshalb in die Lebensmittel. Verbraucher können sich vor Ackergiften ebenso wenig schützen wie Tiere und die Natur“, sagte Weiger.
„Agrarminister Christian Schmidt präsentiert sich gern als Bienenschützer, ignoriert jedoch beharrlich die Rolle der Pestizide beim Verlust von Bienenvölkern“, kritisierte der BUND-Vorsitzende. „Schmidt muss Neonikotinoide verbieten und einen schnellen Pestizid-Ausstiegsplan auf den Weg bringen. Umweltgefährdende Pestizide gehören nicht auf den Acker. Die Landwirtschaft ist auf die Bestäubungsleistung von Bienen und Wildbienen dringend angewiesen, zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen hängen davon ab“, sagte Weiger.
Der BUND hatte die Honige von einem unabhängigen Labor auf Neonikotinoide untersuchen lassen. Alle sechs getesteten Honige deutscher Herkunft waren mit Thiacloprid belastet, einer enthielt zusätzlich auch das Neonikotinoid Acetamiprid. Weitere 11 Honige stammten aus anderen EU-Ländern, davon waren sieben ebenfalls mit Thiacloprid belastet. In den übrigen fünf getesteten Honigen mit Herkunftsbezeichnung „aus EU- und Nicht-EU Ländern“, die aus gemischter Ware bestehen, wurden keine Neonikotinoide gefunden.
Wegen ihrer Gefährlichkeit hatte die EU-Kommission schon im Jahr 2013 die Zulassung von drei Neonikotinoiden für von Bienen bevorzugte Pflanzungen vorerst beschränkt. Seitdem wird das von Bayer hergestellte Thiacloprid meist als Ersatz verwendet, das jedoch ähnlich gefährlich ist. Der BUND fordert ein dauerhaftes Verbot aller Neonikotinoide auf EU-Ebene.