In Bioläden, Reformhäusern und sogar schon in Discountern gibt es Kräutertees mit Blumenblütenmischungen zu kaufen. Verkaufskräftige Titel wie “Gute-Laune-Tee”, “Feierabend-Tee” sind dann auf den Umverpackungen zu lesen. Die “pure Lebenslust” wird beim Kauf versprochen oder etwas Gutes für “Körper, Seele und Geist”. Ich habe einmal so eine bunte Mischung zum Ausprobieren gekauft.
Das Foto oben zeigt ein bisschen die Zusammenstellung: Kamille (gelb), Ringelblumen (orange), Rotklee (braun), Holunderblüten (weiss), Brennnessel (grün), Malve (lila) — also eigentlich alles Heilkräuter für sich genommen.
Ich habe den Tee nach Angabe 2 Teelöffel auf eine Tasse mit heissem Wasser überbrüht und 8 Minuten ziehen lassen, danach abgeseiht und probiert. Für meinen Geschmack war der Kräutertee nach der langen Brüh-Zeit zu kamillenartig. Was mir zeigt, was für eine starke Heilpflanze die Kamille ist, denn selbst mit den paar Blütenköpfchen, versteht sie eine Kräutermischung zu dominieren. Eigentlich benutze ich Kamille nur dann, wenn ich sie brauche: Nämlich bei Magen-Darmbeschwerden (Rollkur) oder bei Erkältungen, zum Inhalieren zur Befreiung der Nase.
Brennnessel-Tee (selber machen) trinke ich frisch ausgesprochen gerne, weil er einen nicht so starken Eigengeschmack hat. Außerdem ist er schnell gepflückt und mindestens ein dreiviertel des Jahres verfügbar. Die Brennnessel ist eine Heilpflanze, die im Frühjahr zu den ersten Kräutern überhaupt zählt, das ganze Jahr neue Triebe bringt und bis in den Herbst hinein wächst. Brennnessel trinke ich gerne zur Stoffwechselanregung. Die Malve ist für mich eine gute-Laune-Pflanze. Mit ihrem säuerlichen Geschmack ist sie im Sommer zudem ein ausgezeichneter Durstlöscher. In dieser Mischung sind die Blütchen zu gering vertreten, als dass sie einen geschmacklichen Eindruck hinterlassen. Sie würden sich mit der Kamille auch eindeutig beissen. So haben die Malvenblättchen eher einen Farbtupfer-Charakter in der Mischung. Dasselbe gilt für die orangenen Ringelblumenblütenblätter. Die Ringelblume gilt als die Heilpflanze der Wundheilung der Haut.
Holunderblüten sind tatsächlich vielseitig einsetzbar und lecker, wegen ihres süßlichen Eigengeschmacks. Doch sind diese Blütchen in der Mischung leider verschwendet, weil sie nicht gegen Brennnessel- und Kamille ankommt geschmacklich. Ich finde es schade, denn die Holunderblüten für sich haben einen wirklich angenehmen, zarten Geschmack.
Mein Fazit: Ich werde zukünftig auf solche “pure-Lust-Tees” verzichten. Ich setze die Heilkräuter dann doch lieber zweckgebunden ein. In den Mischungen bewirken sie arzneilich rein gar nichts — was auch in Ordnung ist, weil dies nicht ihre Verkaufsbestimmung ist. Diese bunten Kräuter-Blumenmischungen kommen mir ein bisschen so vor wie die Aloe Vera in Spülmitteln oder das Kamille-Aroma im Klopapier: Völlig sinnlos, völlig zweckentfremdet und nur gut für das Marketing, weil sich dann “Bio”, “Natur”, “natürlich”, “gut” drauf schreiben lässt. Diese bedenkliche Tendenz — vor einigen Jahren von findigen Werbestrategen entdeckt — nimmt immer größer Formen an. Nur: Wir haben die Heilpflanzen und Heilkräuter geschenkt bekommen, damit wir gute, billige Möglichkeiten haben, Beschwerden und Krankheiten zu lindern oder zu heilen. Wir sollten dieses Geschenk achten und ehren und nur für Heilungszwecke einsetzen!
Mehr:
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Brennnesselblätter Monographie
Ich trinke meine getrockneten Blüten und Kräuter täglich. Es ist ein enormer Unterschied
zum gekauften Tee, den ich mir deshalb lieber spare. 🙂
Deine Artikel sind so hilfreich, ich schaue unheimlich gerne immer wieder rein.
xx Kati (projektsorglos.wordpress.com)
hört sich ja an wie eine Weinprobe 😉
die Info mit dem Klopapier das Kamille enthält finde ich gut. Allerdings muss ich richtig suchen, wenn ich was ohne haben will. Viele Hersteller haben irgendwas drin 🙁