Bei dem Wetter fällt es mir richtig schwer, am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten. Meine Mittagspause habe ich auf den Berliner Wittenberger Wochenmarkt verlegt, wo richtig was los war. Natürlich gab es überall schon schöne, große Kräutertöpfe, die aus den Gewächshäusern kommen, zu kaufen. Ich war versucht, mir Rosmarin, Thymian zu kaufen. Doch dann habe ich mich umentschieden und Samen besorgt. Dieses Jahr will ich wieder einmal selber Kräuter anziehen. Denn es macht einfach Spaß, beim Sprießen zuzusehen.
Ich habe mich für Knoblauch-Schnittlauch, Kresse und eine Kräutermischung am laufenden Band entschieden. Zuhause habe ich kleine Töpfe rausgesucht, mit Erde befüllt und die Samen aufgelegt und zuletzt ein bisschen Erde darüber gegeben. Dann mit Wasser angefeuchtet — fertig. Für die Kräutermischung im Papierband sind die Töpfe zu klein. Da muss ich aus dem Keller erst noch einen Kasten herausholen. Doch zur Probe ein paar Schnipsel im kleinen Topf. Aber generell ersparen einem diese Kräuterbänder späteres Pikieren, d.h. das Auseinandernehmen der Setzlinge, was zeitaufwändig ist und manchmal nicht so gut gelingt.
Die Kresse lege ich manchmal auch auf Watte — sie wächst einfach überall. Doch diesmal habe ich Erde in einen Untertopf gegeben, und die Samen obendrauf gestreut. Kresse ist wirklich phänomenal. Es keimt schon am 1. Tag und wächst schnell (siehe Resultat am 3. Tag). So, dass eigentlich schon nach drei Tagen die eigene Kresse fürs Brot “fertig” ist.
Zehn Tage später habe ich Fotos vom Wachstum der Samen gemacht. Gefreut habe ich mich über den Knoblauch-Schnittlauch, der unglaublich vital in die Höhe geschossen ist. Die Samen haben die Erde richtig angehoben — erstaunlich was für eine enorme Kraft hinter diesen keimenden Pflänzchen steckt. Die schwarzen “Köpfe” sind übrigens die Samenkapseln, die dann bald abfallen werden. Die Pflänzchen sind etwa 5–6 cm hoch.
Bei den Kräutern am Band ist nicht soviel passiert. Dass heisst, die Fülle, die beim Knoblauch-Schnittlauch durch die vielen Samen offensichtlich ist, kann bei den vereinzelten Samen im Kräuterband allein optisch nicht entstehen. Es sind einzelne Pflänzchen, die sich entwickelt haben. Sie werden Monate brauchen, bis sie sich zum kräftigen Thymian‑, Rosmarinbusch usw. entwickelt haben. Hier bestätigt sich meine Erfahrung, die ich vergessen habe: Es lohnt sich nicht wirklich, mediterane Kräuter selbst zu ziehen. Sie brauchen einfach zu lange und haben in unseren Breitengraden nicht genügend Licht und Wärme, um sich schnell zu entwickeln. Deshalb ist es in diesen Fällen einfacher, aus Gewächshäusern vorgezogene Bio-Ware zu kaufen. Die haben dann die Kraft, sich im Garten oder auf dem Balkon weiterzuentwickeln und können schon genutzt werden, was auch schön ist.
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