Kokusnussöl ist angesagt. In jedem Bio-Magazin oder den zahllosen Rezept-Heften finden sich seitenweise Vorschläge zur Verwendung von Kokusnussöl, ob nun in der Pfanne oder als Pflegemittel für Haut und Haar. Mir scheint dies eine geschickte Neuauflage bei gleichzeitiger Aufwertung von alt bekanntem Kokusfett zu sein.
Klar ist: Die Kokuspalme ist für 400 Mio. Menschen in tropischen Regionen die wichtigste Nutzpflanze. Sie wird vielseitig und allumfassend verwendet: Aus der Rinde wird Bau- oder Brennmaterial, aus den Blättern Dächer oder Sonnenschutz hergestellt. Wichtig sind auch die Kokusnüsse, ihre Milch, das Kokusmark und natürlich das Kokusöl. Die Kokuspalme ist die entscheidende Fett- und Eiweiss-Lieferantin in den Herstellungsländern.
Kokusnussöl enthält bis zu 90 Prozent gesättigte Fettsäuren und ist deshalb nicht so leicht verderblich. Es schmilzt eben wegen der gesättigten Fettsäuren schnell — bei 23 Grad und härtet ebenso schnell wieder aus. Außerdem ist es extrem hitzebeständig, zerfallt also auch nicht bei hohen Temperaturen. Es enthält Calcium, Kalium, Natrium, Phosphor, Kupfer, Eisen, Aminosäuren, Lactone, Vitamin E, Riboflavin, Niacin und Phytosterine.
Kokusöl ist sehr leicht verdaulich und wird als guter Energielieferant gerne bei der Ernährung Schwerstkranker eingesetzt. Es findet auch in moderner Küche Verwendung zum Backen, Braten und Frittieren. Wie am Anfang schon erwähnt, wird das Kokusnussöl gerade vermarktet als das leichte und leckere Öl. Kochrezepte mit asiatischem Touch werden dann weitergegeben. So gehören z.B. Indonesien, Philippinen, Indien, Brasilien, Thailand zu den größten Erzeugerländern. Entsprechend finden sich angelehnte Rezepte eben aus diesen Ländern. Doch eigentlich gibt es Kokusöl schon seit 100 Jahren auf dem Markt. Ein bekanntes, gut eingeführtes Produkt ist Palmin, aus welchem beispielsweise gerne “Kalter Hund” gefertigt wird/ wurde — ein Kuchen aus Kakaopulver und Kokusfett mit dazwischen gelegten Balsen-Keksen. Kokusfett wird überhaupt gerne in der Süßwaren- oder Schokoladenindustrie eingesetzt. Unter anderem deswegen, weil es unter Aufnahme von Schmelzwärme z.B. auch im Mund zerfließt und dabei einen angenehm kühlenden Effekt erzeugt.
Im Laufe der Jahre haben Fette mit ungesättigten Fettsäuren eine Renaissance erfahren. Theoretiker rund um die Low-Carb-Ernährung haben wesentlich dazu beigetragen, dass ungesättigte Fettsäuren nicht mehr verteufelt werden. Sprich: Sie sollen genauso gesund sein, wie die ungesättigten Fettsäuren wie z.B. in der hochgelobten “Mittelmeer-Diät”, die mit dem Einsatz von Olivenöl immer besondere Erwähnung findet. Sicherlich wird um den richtigen Einsatz von un- oder gesättigten Ölen weiterhin gestritten. Schließlich ist die weltweite Adipositas-Epidemie, die 2 Milliarden Menschen betrifft, noch lange nicht gebannt.
Nicht zuletzt wird Kokusöl in der Kosmetikindustrie eingesetzt. Es dringt nicht besonders tief in die Haut ein, hat jedoch feuchtigkeitsspendende, kühlende Wirkungen. Es kommt z.B. in Sonnenschutzcremes, Massageölen, Cremes, Haarpflegeprodukte oder Haarpomaden vor.
Quelle: (2. Aufl.). Springer Verlag, Wien, 2013. Preis: 77,81 €
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