Weihnachten und die Jahreswende habe ich in Marokko verbracht. Ich war sehr gespannt auf das Land, denn schließlich ist Marokko ein uraltes Heilpflanzen- und Gewürzland.
Marokko gehört zu den Maghreb-Staaten (Maghreb=arabisch “Westen”. Zu den Maghreb-Staaten gehören Marokko, Algerien, Tunesien). Die ursprünglich berberische Bevölkerung Marokkos wurde im achten Jahrhundert zum ersten Mal von arabischen Völkern besetzt. Die Araber hatten zu der Zeit schon ausgeweitete Handelsbeziehungen zu den Gewürz- und Heilpflanzenländern Afrikas. Aufgrund ihrer strikten Geheimhaltungspolitik konnten sie über Jahrtausende hinweg gute Geschäfte mit den begehrten exotischen und heilsamen Gewürzen und Pflanzen machen.
Die Araber transportierten z.B. Nelken, Myrrhe, Weihrauch über lange Karawanenstraßen von den Erzeugerländern durch die Wüsten bis zu den Mittelmeerländern. Sie trieben unter anderem mit den Römern regen Handel, die wiederum die Kenntnisse von den teuren Spezereien über die Alpen brachten. Wegen der langen Transportwege und der Seltenheit der Gewürze wurden diese bis ins Hochmittelalter sogar mit Gold aufgewogen.
Im 14. Jahrhundert brachen Portugiesen und Spanier auf Seewegen auf, um endlich das Gewürz- und Heilpflanzen-Monopol der Araber zu brechen. Die wunderschöne Stadt Essaouira am Atlantik ist beispielsweise eine befestigte Stadt der Portugiesen. Sie nutzten die Stadt als einen der zahllosen Stützpunkte entlang den Küsten Afrikas, um ihre Schiffe mit Wasser und Nahrungsmitteln für die Weiterreise nach Indien zu versorgen. Essaouira, welche zur Portugiesenzeit Mogador hiess, wird immer noch von den alten Stadtmauern der Portugiesen umgeben. Sie bietet Touristen ein portugiesisches Ambiente mit orientalischem Flair. Diese Stadt hat alles, um einen sanften Start in den Orient zu wagen: Die hübsche, geschäftige Altstadt oder der weitläufige Strand bieten unterschiedlichste Möglichkeiten, die Seele baumeln zu lassen. Nicht zuletzt kommen auch Sportfreunde auf ihre Kosten: Essaouira ist das Mekka für Kite-Fans. Ein kräftiger, stetiger Wind vom Atlantik sorgt für allerfeinste Voraussetzungen für die Lenkdrachensegler aus aller Welt.
Doch zurück zum eigentlichen Thema: Natürlich gibt es nicht nur in Mogador, sondern überall in Marokko kleine und große Läden voller Gewürze und Heilpflanzen. Die marokkanische Küche nutzt sämtliche Gewürze vom Zimt, Nelken bis zum Kurkuma in vielfältiger Weise. Allerlei sonnenverwöhnte, frische Gemüsesorten werden damit gewürzt, ebenso wie der Fisch oder häufig verwendetes Lamm- oder Hühnchenfleisch. Wer als Tourist nicht das Glück hat, von gastfreundlichen Marokkanern eingeladen zu werden, kann sich in kleinen Hotels (Riads) verwöhnen lassen. Denn viele Restaurants sind nur auf touristischen Massenbetrieb eingestellt, ihr Essen ist weder besonders einfallsreich, noch schmackhaft. Kleine Riads hingegen bieten ihren Gästen Kostproben einer variantenreichen, schmackhaften und kreativen marokkanischen Küche. Ein Suchen danach und Ausprobieren lohnt sich.
Selbstverständlich werden die Heilpflanzen auch zur Vorbeugung, Unterstützung von Beschwerden oder zur Heilung genutzt. So gibt es beispielsweise einen starken Pfefferminztee, der zu jeder Tages- und Nachtzeit bestellt werden kann. Oder Kreuzkümmel für die Behandlung von Magen-Darmbeschwerden, Zimt, Cayennepfeffer, Alraune, Safran — und 1001 weitere Pflanzen.
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