Der Naturgarten vom Berliner Ökowerk war am Pfingstmontag gut besucht. Von menschlichen und tierischen Besuchern. Überall brummte, summte, zirpte und quakte es. Kinder kreischten oder machten sich gegenseitig auf ihre Entdeckungen aufmerksam: Frösche, Libellen im Teich, Eidechsen auf den sonnigen Wegen oder Steinen, Bienen und Insekten. Die Pflanzen und Heilpflanzen dieses wunderbaren Refugiums bieten ihnen viel Lebensraum, Schutz und Nahrung. Ein Rundgang.
Faszinierend finde ich, wie die vielen unterschiedlichen Pflanzen und Heilpflanzen zusammen stehen. Die Gärtner beziehen Wissen von Pflanzenpartnerschaften mit ein oder schauen auch nach Kriterien, die sonst wenig in Nutzgärten Berücksichtigung finden: Pflanzen, die z.B. wichtig zum Überleben von Schmetterlingen, Bienen oder anderen Insekten wie Kleinstlebewesen sind, werden zwischen den Beeten oder am Rand angebaut. Auch für Schutzräume und Unterschlupf ist gesorgt: Es gibt Totholzzäume oder dekorative alte Baumwurzeln, die wie zufällig und doch wohl platziert am Teich aufgestellt sind. Steinmauern mit vielen Löchern oder eine Schilfzone für die Frösche oder Libellen. Selbst auf dem Holzdach, welches Schutz für die menschlichen Besucher bietet, hat ein Dach, worauf Pflanzen wachsen, die nur trockene, magere Untergründe mögen.
Ein kleines Paradies. Auch der Gemüsegarten ist unkonventionell angelegt: Beispielsweise ist neben dem Salat Sauerampfer angepflanzt. Es gibt Kartoffelreihen mit unterschiedlichen alten Kartoffelsorten. Die Kräuter und Heilpflanzen säen sich mittlerweile selber aus: Frauenmantel, Wermut, Engelwurz, Brennnessel, Kamille, Mutterkraut, Mohn, Salbei — alles steht bestens.
Teich und Kräuterschnecke ziehen besonders die Besucher an, weil sich Libellen und Frösche gut beobachten oder fotografieren lassen. Bei der Kräuterschnecke fachsimpeln über die bekannten Kräuter, denn dort stehen die Küchenkräuter wie Bohnenkraut, Schnittlauch, Petersilie oder auch weniger Bekanntes wie.
Dass dieser Garten, so “ungezähmt” er auch aussehen mag, verschiedene Gärtnerinnen und Gärtner beschäftigt, sollte jedem klar sein. Natürlich muss regelmäßig gewässert und Unkraut gejätet werden. Der Boden — früher unfruchtbarer Sandboden — hat sich mittlerweile in Humusboden gewandelt. Welche Gedanken sich die meist Ehrenamtlichen machen, lässt sich in einer Reportage nachlesen (hier).
Ich bin gerne hier. Heute ist es mir allerdings zu voll. In der Woche lädt Ruhe und Beschaulichkeit zu längeren Betrachtungen oder Beobachtungen ein. Eigentlich würde sich das tägliche Vorbeikommen lohnen, täglich verändern sich die Pflanzen. Doch dazu ist es zu weit. Im Grunewald gelegen braucht es eine Weile durch den Wald. Viele kommen mit dem Auto, andere nutzen die Fahrräder oder kommen sogar zu Fuß. Obwohl ich den Weg eigentlich kenne, habe ich mich ziemlich verfahren. Dabei muss ich in ruhigere Regionen geraten sein, denn sechs Wildschweine kreuzten im gestreckten Galapp meinen Weg. Und das mitten am Tag — allerdings ist mir dies nach 10 Jahren zum ersten Mal passiert!
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