Schon seit vielen Jahren nehme ich mir vor, den Botanischen Garten in Potsdam zu besuchen. Er liegt nordwestlich, etwa fünf Kilometer vom Potsdamer Hauptbahnhof entfernt. Der Botanische Garten Potsdams ist Teil des Parks rund um Sanssoussi — der Sommerresidenz Friedrich des Großen von Preußen — mit seinen vielen verschiedenen Bauwerken, Statuen, Springbrunnen, Kunstwerken unbedingt sehenswert (1990 zum UNECO-Welterbe erklärt). Er bietet eine wunderbare Naherholung für Seele, Körper und Geist.
Kunstinteressierte an Barock, Neoklassischem werden sicherlich ohne Weiteres zustimmen. Und wer damit nichts anfangen kann, besucht eben nur den Park. Er wurde von Peter Joseph Lenné angelegt. Er entstammte einer Gärtnerfamilie, von der P.J. Lenné nur einer war, die über verschiedene Generationen im Dienste führender Fürstenhäuser stand. P.J. Lenné gestaltete fast über ein halbes Jahrhundert lang Gärten in Preußen. Seine Vorbilder waren englische Landschaftsgärten mit großen Grünflächen, Wäldchen, weitläufigen Sichtachsen zu Bauwerken oder Skulpturen. Mittlerweile sind die Bäume ehrwürdig alt geworden, die künstlich angelegte Seen und Flüsse gliedern sich harmonisch in die Landschaft ein. Der Garten wurde von Friedrich dem Großen in Auftrag gegeben. Sanssoussi war die Sommerresidenz, die zu seiner Erholung diente. Der Park ist der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich — und damit kann sich jeder Mensch an seiner Schönheit erfreuen, dort den ganzen Tag verweilen, schauen, staunen und genießen.
Den Botanischen Garten, um nun auf das Eigentliche zurückzukommen, habe ich vom Neuen Palais aus erreicht. Von dort aus sind er etwa nur 900 Meter zu Fuß in nord-östlicher Richtung gelegen. Die Orientierung fällt leicht, denn die Maulbeerallee ist an vielen Stellen unübersee- und ‑überhörbar. Also nicht zu tief in den Park hineinlaufen, sondern sich eher am Rande halten, dann ist der Botanische Garten mit seinen Verwaltungs- und vor allem auch Gewächshäusern nicht zu verfehlen. Er wurde erst 1990 auf dem früheren Terrassenrevier der Hofgärtnerei angelegt und ist außerdem Teil der Universität Potsdams (Forschung) und unterliegt dem Naturschutz. Auf 8,5 Hektar werden 10.000 Pflanzenarten gehalten. Ich war nur im äußeren Bereich, die Gewächshäuser werde ich mir im Winter ansehen. Dann erst wird richtige Zeit sein, um die acht Schauhäuser mit ihren subtropischen Pflanzen zu besichtigen.
Der Botanische Garten ist üppig angelegt. Das Berliner kontinentale Klima und auch der diesjährige heisse Sommer hat den zahllosen tropischen Kübelpflanzen geradezu heimatliche Bedingungen geschaffen. Beispielsweise gibt es ein langes Spalier nur von Myrrhe-Arten, die ausschließlich in Australien wachsen. Auch die Blüten- oder Fruchtentwicklung anderer tropischen Pflanzen im Garten sind Beweis, dass ihnen sowohl Standort wie auch Pflege zusagen.
Ich bin gerne in Botanischen Gärten unter anderem auch deswegen, weil jeder einen eigenen Charakter hat. Es gibt gut gepflegte oder weniger gut gepflegte, üppige oder auf eher schmale Budgets basierende Botanische Gärten. Der in Potsdam gehört zu den üppigen, wohl gepflegten und hervorragend ausgestatteten. Auch deshalb gibt es dort viel zu entdecken. Neben der auffällig großen Sammlung von tropischen Kübelpflanzen, gibt es ein großes Beet mit winterharten Sukkulenten. Verschiedene andere Themenbereiche stellen unter anderem die wichtigsten Färberpflanzen, alte Nutzpflanzen wie Hanf, Sisal-Agaven oder Lein dar. Natürlich fehlen ebensowenig bunte Blumenbeete, die helfen, den Garten farbenfroh zu gestalten.
Bei den Heilpflanzen ist alles Heimische und Bekannte (Wermut, Melisse, verschiedenste Salbei-Arten, Süßholz, Rizinus), vertreten. Trotz des heissen Sommers sind die Heilpflanzen üppig — im Gegensatz übrigens zum Botanischen Garten in Berlin. Dort hat die Trockenheit, die seit April herrschte oder die Hitze des Sommers viele Arzneipflanzen entweder sehr klein oder gar nicht wachsen lassen. Zu meiner Freude habe ich auch viele tropische Gewürze wie Zitronengras Cymbopogon citratus oder Moujeantee (Nashia inaquensis, Bahamas) entdeckt, die mit ihren traditionellen, heimischen, Heilwirkungen vorgestellt werden. Größere Schilder, die oftmals überwachsen sind, geben nicht nur Auskunft über die botanische Namen, sondern auch über deren Verwendung aus ihren Heimatländern. Für mich bieten Besuche von Botanischen Gärten kurzweilige Ausflüge in die Flora vieler Länder der Welt. Also: Nichts wie hin!
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