Das Pergamon-Museum in Berlin ist Teil der Museums-Insel und weltweit bekannt. Der Pergamon-Altar wurde im 19. Jahrhundert mit Erlaubnis der damaligen osmanischen Regierung nach Berlin gebracht. Er war dem Zeus geweiht und diente als Opferstätte. Dieser zentrale, große Altar wurde seither von Altertumswissenschaftlern erforscht, zerstörte Teile der Friese und Statuen rekonstruiert und zusammengesetzt. Die Arbeiten wurden mit vielen Sonderausstellungen begleitet. Mit der Sonderausstellung in einer Rotunde wurde dem Panorama des Künstlers Yadegar Asisi eine weitere gewidmet, deren Besuch sich lohnt! Ein Rundgang mit Heilpflanzen-Betrachtungen.
Ein Tag im antiken Pergamon: Die zweite Fassung der Panorama-Rotunde wurde 2017–2018 errichtet. Sie ist dreißig Meter hoch. In ihrer Mitte steht ein Stahlgerüst mit vier Stockwerken von der ein Rundumblick über die antike Stadt Pergamon ermöglicht wird. Asisi hat dabei ein faszinierendes Bild entworfen: Er hat sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich der Bauweise der Stadt, der Stände innerhalb der Gesellschaft oder über Leben und Kleidung bezogen. Sein Werk fokussiert einen einzigen Tag bis in die Nacht hinein: Einen Tag im Jahre 127 nach Christi in der Herrscherzeit der Attaliden.
Vier große Schwerpunkte hat der Künstler dabei im Panorama gesetzt: Den Tag des Dionysos-Festes, an dem das Volk zusammen kommt, um dem griechischen Weingott zu huldigen.
Als Gast ist der römische Kaiser Hadrian geladen, der gerade im Amphitheater vom Volke willkommen geheißen wird. Der dritte große Schwerpunkt liegt im Athene- Heiligtum, welches über dem Amphitheater tront.
Die Göttin der Weisheit, des Kampfes, Strategie und Kunst war beliebt nicht nur in Griechenland, sondern auch Vorderasien, welches damals Teil der römischen Herrschaft war. Schließlich der Pergamon-Tempel, dessen wahre Bestimmung überdeutlich dargestellt ist. Nämlich Opfer-Altar für den höchsten Gott Zeus zu sein. An diesem Tag werden viele Tier-Opfer dargebracht. Die Schlachtungen werden im unteren Bereich des Tempfels vorgenommen, was eine ziemlich blutige Angelegenheit ist. Zwischendrin wandeln die Opfer-Geber, die je nach Reichtum und Bitten um Erfüllung ihrer Wünsche Ochsen, Ziegen, Schafe schlachten lassen. Teile der geopferten Tiere werden im oberen, nur Priestern zugänglichen Bereich dagebracht.
Auch das Stadtleben ist interessant. So werden Einblicke in eine Bildhauer-Werkstadt gegeben, einen Sklaven-Markt, in den Handel oder das Innenleben der Stadthäuser mit ihren Innenhöfen.
Stadt in ihrer Hochkultur: Außerdem werden den Besuchern Blicke in die Stadt Pergamon, welche in der hellenistischen Zeit eine Blütezeit erlebte. Sie war wichtige Kultur- und Handelsstadt und beherrbergte die größte Bibliothek der damaligen Zeit. Die Stadt war zum Schutze hoch gelegen, die Gassen schlängeln sich die Berge hinauf, die Häuser sind an die Hänge gebaut. Von oben aus der Stadt werden überall großzügige Blicke in die fruchtbaren Ebenen des Kaikos-Flusses ermöglicht. Es sind andere Stadien oder auch eine Pferderennbahn in der typischen Mittelmeer-Landschaft zu sehen.
Techniken des Kunstwerkes: Asisi hat für dieses außergewöhnliche Kunstwerk außergewöhnliche Techniken eingesetzt und mit einander verknüpft. Die Grundstruktur liefern digitale hochauflösende Panorama- und Detailaufnahmen z.B. von Menschen, die in ihren jeweiligen Gruppierungen vorher fotografiert wurden. Das große Problem war, die richtigen Perspektiven innerhalb dieses monumentalen 360 Grad-Werkes herzustellen. Asisi ist diese Mamut-Aufgabe aufs Beste gelungen. Auf keiner Ebene der vier Stockwerke und auch nicht aus der näheren Betrachtungen ergeben sich durch Perspektiv-Verzeichnungen unangenehme oder verfremdende Effekte. Dass ist schon eine enorme Leistung. Asisi ist zudem ein großartiger Lichtkünstler, der überall mit wundervollen Lichtsetzungen, Akzente zu setzen weiss und somit dem Gesamtbild mit kleinen und großen (Wolkenbildungen, Licht und Schatten in den Gassen) “Vorhängen” einem Theater gleich, auf besondere Szenen hinweist. Es lohnt sich diesen besonderen Szenen zu folgen, denn sie sind liebevoll und detailreich ausgearbeitet. Oft in Kombination mit Fotografie und Zeichung. Ein guter Soundtrak begleitet die Besuch akustisch durch den Tag.
Ein Tag und seine Ereignisse: Er beginnt mit einem Hahnenschrei, Pferde wiehern, Morgenröte taucht die Stadt in erste Lichtstrahlen. Der Tag erwacht, die Stadt mit ihren Geräuschen ebenfalls. Händler sind zu hören, am Mittag ist der Besuch Hadrians im Theater mit den Hochrufen des Volkes erfüllt, das Klopfen der Bildhauer ist zu hören, am Abend das ausgelassene Gelächter der Besucher des Dionysos-Festes. In der Nacht sind Grillen zu hören oder eine melodiöse Musik, die die Ruhe der schlafenden Stadt begleitet.
Heilpflanzen an den Hängen: Während der Mittagszeit sind einige Szenen in besonders helles Licht getaucht. Menschen gehen ihren vielfältigen Beschäftigungen nach. So sind an den Hängen der Akropolis Menschen mit dem Sammeln von Heilpflanzen beschäftigt. Nun sind die Heilpflanzen nicht gerade ein Schwerpunkt, auch wurde bei der Begrünung der Hänge keine Vielfalt gewählt. Was schade ist, denn zu den Zeiten musse es noch Vielfalt in der Pflanzenwelt gegeben haben. Immerhin sind werden Sideritis-Arten dargestellt, typische Pflanzenarten des Mittelmeeres. Bekannt bei uns als “Bergtee”. Auch Rosmarin, Oleander, Pinien und den Herbstblüher Solidago.
Wer auf der untersten Etage wandelt kann den menschengroßen Fotografien direkt gegenüberstehen und die Vielfältigkeit der Gewänder, den Detailreichtum der Ausstattungen bewundern. Die stetig wachsenden Besucherzahlen dokumentieren das große Interesse an diesem besonderen Kunstwerk. Die Menschen werden berührt, sie erleben — wenn sie sich drauf einlassen — einen Tag in der Antike. Die meisten lassen sich gefangen nehmen. Gefühle, Gedanken kehren nach dem Besuch immer wieder zurück.
P.S. Die schlechte Fotoqualität der Abbildungen ist meiner Kamera geschuldet!
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