Menschen mit chronischen Krankheiten nehmen gerne pflanzliche Arzneien ein, um sich selbst zu unterstützen. Das können Heilpflanzen-Tees, heilpflanzliche Pillen, Heilpflanzen-Tinkturen oder pflanzliche Nahrungsergängzungmittel sein. Was die Wenigsten wissen: Pflanzliche Arzneien können die Wirkung chemischer Arzneien zur Behandlung der chronischen Erkrankungen (z.B. Rheuma- oder Krebstherapeutika) verändern oder die Wirkung verhindern. Deshalb ist es ungeheuer wichtig, die behandelnden Ärzte von der Einnahme der pflanzlichen Präparate zu informieren. Die Ärzte können dann in Listen nachschauen, ob es zu Arznei-Interaktionen kommt.
Viele Menschen wissen zum Beispiel schon, dass Johanniskraut nicht mit anderen Medikamenten eingenommen werden darf. Aber es gibt noch weitere pflanzliche Wirkstoffe, die zum Beispiel wie viele chemische Arzneimittel über die Leber verstoffwechselt werden. Das heisst, über die Leber vom Organismus aufgenommen werden, um dann in den kranken Organen ihre Wirkung zu entfalten. Ätherisches Öl wie zum Beispiel Eukalyptusöl hat verhindernde Wirkung auf andere Arzneien. Zudem gibt es noch ein weiteres Problem: Die pflanzlichen Wirkstoffe sind oft so komplex zusammengesetzt, dass viele hemmende Wirkmechanismen noch gar nicht bekannt sind. Deshalb: Wenn Sie pflanzliche Arzneien zusätzlich einnehmen wollen, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt!
Das gilt insbesondere für all’ die Präparate, die Wunder versprechen: Heilung durch “Entgiftung”, Förderung des Immunssystems oder der körperlichen Abwehr usw. Vor allem im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel (NEM) werden tausend und mehr Versprechungen gegeben, die Menschen hoffen lassen, ihre Krankheit endlich wieder loswerden zu können. Sie nehmen dann diese Präparate, die oft im Internet zu horrenden Preisen verkauft werden. Diese Präparate nützen dann jedoch nichts — im positiven Fall. Oder im Negativen: Die Präparate behindern die (chemischen) Arzneien, die die chronische Erkrankungen unter Kontrolle halten sollen.
Gerade auch Krebspatienten klammern sich in ihrer Hoffnungslosigkeit an viele Strohhalme, die ihnen angeboten werden. Da bekannt ist, dass Krebskranke sich gerne auch mit komplementärmedizischen und pflanzlichen Mitteln selbst unterstützen wollen, hat die Deutsche Krebshilfe ein neues Projekt ins Leben gerufen: Im “Magazin der deutschen Krebshilfe” (Nr. 3/2012, S. 5) wird über das Verbundprojekt “Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie” berichtet. Die Deutsche Krebshilfe wird dieses Projekt mit 2,5 Millionen Euro fördern. Ziel ist, alternative Heilmittel auf ihre Wirksamkeit insbesondere für Krebserkrankungen zu überprüfen.
Ein ähnliches Projekt wurde vor Jahren von der Veronika-Carstens-Stifung ins Leben gerufen: CAM Quest. CAM steht für Complementary Alternative Medicine (Komplementäre Alternative Medizin). Dahinter steckt eine Datenbank, die Wirkung oder Effizienz von komplementären Methoden zur Behandlung von Erkrankungen oder Therapien zusammenstellt. Die Datenbank ist auf Deutsch. Allerdings sind die Studien vorwiegend auf Englisch. Sie haben häufig eine direkte Verlinkung zu den veröffentlichten Studien der amerikanischen, nationalen Gesundheitsdatenbank (Pubmed). Beide Datenbanken stehen auch Laien zur Verfügung.
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