In vielen Blumenläden werden zur Zeit Heidelbeerzweige als dekoratives, grünes Beiwerk für Blumensträuße verkauft. Die dunkelgrünen, kantigen Stängel werden sogar büschelweise auf Märkten angeboten. Gehts noch? Das sind Heilpflanzen keine Dekoration oder billiges Blumengrün!
Ich werde richtig sauer, wenn ich darüber nachdenke. Denn bei dem massenweisen Verkauf müssen viele Menschen in die Wälder gehen und Heidelbeergrün büschelweise rupfen. Sicher, das Heidelbeergrün ist schick und dekorativ, aber es wird in Blumensträuße gebunden, die nach dem Verblühen auf dem Müll landen. Diese Überflussgesellschaft treibt wirklich ein schlimmes Unwesen! Die Wälder werden ohne Sinn und Verstand wertvoller Heilpflanzen beraubt. Denn zum einen dienen die grünen, dichtwachsenden Zweige, Kleintieren wie Käfern, Spinnen und auch kleinen Vögeln als Unterschlupf.
Bitte keine Heidelbeerzweige als Blumenschmuck kaufen!
Zum anderen treiben später kleine Blättchen wie helle, unscheinbare Blüten aus. Letztere entwickeln sich zum Herbst hin zu kleinen, köstlichen Früchten aus. Auch wenn die Menschen sich nicht die Mühe machen, die echten Heidelbeeren im herbstlichen Wald selbst zu sammeln, so sind die Beeren eine wichtige Futterquelle für Vögel und Kleintiere. Und nicht zuletzt: Heidelbeeren haben eine medizinische Wirkung. Deshalb: Bitte keine Heidelbeerzweige als Blumenschmuck kaufen! Sie sollen lieber mit ihrem Wachstum nachhaltig den Wald besiedeln und Menschen wie Tieren weiterhin Gutes tun.
Anwendung
Volkstümliche Anwendung: Bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Erkrankungen der ableitenden Harnorgane, rheumatischen Beschwerden, Hautleiden, Hämorrhoidalerkrankungen sowie zur Unterstützung der Behandlung von Diabetes mellitus Typ II. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzelgabe 1 g (1 Teelöffel ca. 0,6 g) fein zerschnittene Droge. 2. Myrtilli fructus (syn. Fructus Myrtilli, Baccae Myrtilli, Baccae Myrtillorum); Heidelbeeren, die reifen, getrockneten Früchte.
Medizinische Anwendung: Zur unterstützenden Therapie unspezifischer Durchfallerkrankungen, bes. bei Schulkindern. Tagesdosis ca. 20–60 g Droge. Äußerlich als Abkochung zur lokalen Therapie leichter Entzündungen im Mund-Rachenraum.
Geschichtliches
Die Verwendung der Heidelbeeren als Heilmittel geht auf das 12. Jahrhundert zurück (Hildegard von Bingen), frühere Angaben über die Verwendung bei Dioskurides sind nicht gesichert. Vor allem als Mittel gegen Durchfälle wurden die Früchte vielseitig in der Volksheilkunde eingesetzt und waren auch bei Bauchtyphus in Gebrauch. Der Gattungsname ist lateinischen Ursprungs und geht zurück auf baccinium (Beerenstrauch, von bacca, Beere) wegen der Beerenfrucht.
Quelle: Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Kapitel Vaccinium-Arten. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin und Heidelberg, 2003 (bei Amazon kaufen).
Autorin
• Marion Kaden, Berlin, 18.2.2013.
Bildnachweis
• Marion Kaden, Berlin, 14.3.2013.
weitere Infos
• Monographie BGA/BfArM (Kommission E): Myrtilli folium (Heidelbeerblätter). Bundesanzeiger 23.4.1987 (76). Gesamt-Bewertung: negativ, Volltext.
• Teerezept: Getrocknete Heidelbeeren
• Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel (Kapitel Monographie Myrtillus / Heidelbeere). Thieme, Dresden, 1936 (Volltext).
• Teerezept: Getrocknete Heidelbeerblätter
• Claudia Ritter: Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel. Gemüse, Früchte und Getreide – von Ackerbohne bis Zwiebel Pflanzenkunde, Heilanwendungen und Rezepte. AT Verlag, Aarau und München, Dez. 2013 (bei Amazon kaufen).
Dann dürfen gar keine Blumen mehr verkauft werden, weil alle Blumen Heilkräuter sind ‚wegen den sekundären Inhaltsstoffen. Aber verbieten ist immer gut in Berlin ?
ich hatte Dr. Detlev Metzing vom Bundesamt für Naturschutz telefonisch zu diesem Thema befragt:
* Blumenhändler dürfen in Deutschland Blumen pflücken. Es gilt die sogenannte Handstraußregelung. Es dürfen dann also keine Massen an bestimmten Blumen sein.
* Frauen, die z.B. Maiglöckchensträuße aus dem Wald verkaufen sind gewerblich tätig. Sie dürfen ohne Genehmigung keine Maiglöckchen verkaufen! Wer also auf der Straße solche Sträußchen kauft, sollte nach der gewerblichen Genehmigung fragen und sich diese zeigen lassen. Liegt diese nicht vor, ist der Verkauf nicht in Ordnung.
* ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Heidelbeeren in Gewächshäusern gezogen werden, da ist der Verdienst zu gering. Aber das ist eine Frage für eine andere Recherche.
* bei uns geschützte Pflanzen dürfen nicht in Blumensträußen verkauft werden. Kommt die Ware allerdings z.B. aus Polen, so spielen die Gesetze des Bundesnaturschutzes keine Rolle — sie werden also unterwandert.
* wem dieses Thema am Herzen liegt, sollte die Rote Liste der gefährdeten Pflanzen studieren. Sie wird vom BfN herausgegeben. Die alte Liste ist von 1996
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/RoteListePflanzen.pdf
die neue Liste kommt Ende 2017 heraus.
habe ich noch nie probiert. Kann ich nichts drüber sagen. Versuchs doch einfach mal und lass etwas von deinen Erfahrungen hören oder lesen 🙂
kann mann wenn man einen strauss gekauft hat wo heidelbeergrün als beiwerk dabei war,dieses bewurzeln lassen?
ich wohne in Berlin. Im Grunewald gibt es Heidelbeergebiete im Wald und die werden berupft von Menschen, die die Heidelbeerzweige verkaufen. Das gleiche gilt für Maiglöckchen oder Waldmeister, die dann z.B. an U‑Bahnen in kleinen Sträußchen verkauft werden, um ein wenig Geld zu verdienen. Denn meistens handelt es sich um Menschen, die geringe Einkommen haben. Die kleinen Sträußchen finden immer Abnehmerinnen, weil sie meistens viel billiger sind als in den Blumenläden.
Ich bin froh zu lesen, dass Heidelbeeren entweder selbst angebaut werden (habe aber noch nie welche in Gärtnereien gesehen — aber das will ich hier nicht in Zweifel ziehen) oder von Plantagen kommen (auch solche Plantagen habe ich noch nicht gesehen).
Auch wenn dies so sein sollte, finde ich, dass Heilpflanzen — und Heidelbeeren sind Heilpflanzen nichts in Blumensträußen zu suchen haben! Genausowenig wie Zimt in Weihnachtsgedecken oder ‑Sträußen! Nur weil diese Heilpflanzen z.B. in Asien zu Dumpingpreisen gehandelt werden, müssen diese wichtigen Rohstoffe nicht zur Deko dienen. Heilpflanzen dienen der Gesundheit. Wir sollten sie Wert schätzen und nicht zweckentfremden.
Bin Auszubildende floristin und es ist echt quatsch. Da es eingekauft wird oder Selbst angebaut wird allso kommt aus dem gewächshaus
BLÖDSINN !!!!
Die Geschäfte gehen nicht in den Wald und rupfen.… Bei Moos oder Heidelbeerzweige oder anderen heimischen Sachen.…( Zweige, Ahornstab etc…) müssen die Geschäfte belegen, das es gekauft wurde, dient dazu, den Raubbau in der Natur einzudämmen. Die Blau/Heidelbeerzweige kommen von Plantagen.…
sicher, nur die Menschen gehen in die Wälder und pflücken. Und sie finden immer Abnehmer.
Warum dürfen Blumenläden dann solche Pflanzen verkaufen? Es ist doch sicher verboten, diese im Wald zu pflücken, so wie auch wildwachsendes Moos. Oder werden vielleicht gezüchtete Pflanzen Verwender?