Mitten im Herzen von Berlin, dort wo die Stadt gegründet wurde (vor dem Jahr 1237), liegt das Hanfmuseum. Für Touristen, die ohnehin auf dem geschichtsträchtigen Boden des Nikolaiviertels wandeln, liegt das Hanfmuseum auf dem Weg. Alles, was rund um den Hanf zusammen getragen werden kann, hat dort einen Platz gefunden. Für Museumsbesucher, die sich mit Hanf auskennen, wird das Museum nichts Neues bieten. Für Menschen, die sich der alten Kulturpflanze nähern wollen, schon.
Beim Eintreten ist ein Schild mit der Aufschrift “Hanfbau war früher üblich” unübersehbar. Eine keilschriftliche Erwähnung auf einer Tonscherbe, die den Assyrern zugeordnet wird oder Schriftzeichen der Chinesen, sollen zeigen, wie lange Hanf schon die Menschheit begleitet. Hanf war in zahlreichen Ländern deshalb üblich, weil die vitale Pflanze praktisch in allen Klimazonen wuchs, reichliche Ernte lieferte und unglaublich vielfältige Verwendung bot. Aus der Schifffahrt war Hanf z. B. jahrhundertelang nicht wegzudenken, denn Hanffasern sind außerordentlich belastbar und reissfest. Aus Hanffasern wurden Seile, Taue und Segel hergestellt. Im Museum sind verschiedene textile Beispiele zu sehen und zu befühlen. Wobei interessant ist, welche unterschiedlichen Stärken, Fasern und Texturen das Material bietet. So wurde Hanf zu Kleidung verarbeitet oder lieferte die Grundlage für Maler-Leinwände.
Werkzeuge wie diese Riffelmaschine sind ebenfalls zu sehen. Bei der Riffelmaschine wurden Hanfstängel durch das Riffelbrett gezogen, um die Blüten und Samen vom Stengel zu trennen. Die Tätigkeit wurde “hecheln oder riffeln” genannt und war eine verletzungsträchtige Handarbeit.
Natürlich ist die moderne Verwendung von Hanf ebenfalls Thema: Wer sein Haus ökologisch und mit Hanfmaterialien bauen will, kann sich hier inspirieren lassen. Eine Palette an Hanf-Baustoffen ist ausgestellt. Die medizinische Verwendung und Wirkung des Hanfs darf bei einer solchen Ausstellung ebenso nicht fehlen. Denn sowohl die indische wie chinesische traditionelle Medizin nutzte Cannabis. Allerdings standen den Heilern von damals andere Pflanzen zur Verfügung. Auch in Europa wurde “Knaster” wie wir von “Lehrer Lempel” vom Karikaturisten Wilhelm Busch wissen, rauchend mit einem beruhigenden, entspannenden Feierabend-Pfeifchen geschätzt (Hanf-Pfeifchen jeder Art sind ausgestellt). Die Hanfpflanze hat starke züchterische Veränderungen durchgemacht, so wurde der THC-Gehalt wesentlich erhöht, um eine größere Drogenwirkung zu erreichen. Das brachte in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts kritische Regierungsvertreter auf den Plan, die sich um das Volkswohl sorgten. Die beliebte Kifferpflanze wurde verboten — doch sie gehört bis heute wie z.B. in den USA zu den am meisten genutzen Drogen. Seit des Verbots setzen sich Cannabis-Befürworter unverdrossen für die Legalisierung von Cannabis ein. Ganz in diesem Sinne kann auch die Ausstellung im Hanfmuseum gesehen werden.
Der letzte Raum des Hanfmuseums dürfte auch für Hanf-Kenner von Interesse sein. Ein kleiner Shop bietet eine kleine, aber feine Auswahl an Hanfprodukten an: Hanföl, Hanfbier, Hanfschokolade, Hanfbonbons, ‑Seifen, ‑Shampoos oder was sonst noch das Herz begehrt, kann dort erworben werden.
Hanfmuseum: Mühlendamm 5, 10178 Berlin. Telefon: 030–2424827. Öffnungszeiten und Weiteres: Hier
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