Gewürze bestehen aus frischen oder getrockneten Heilpflanzen-Teilen. Wurzeln, Blätter, Rinden, Blüten, Samen oder Früchte werden zu Gewürzen verarbeitet. Sie werden seit Jahrtausenden ganz selbstverständlich in der Küche eingesetzt. Im Allgemeinen werden sie der Nahrung zur Geschmacks- und Geruchsverbesserung beigefügt. Heutzutage sind Gewürze eine Massenware, die gemahlen, luftdicht verpackt und meist zu billigen Preisen in Gewürzregalen sämtlicher Lebensmittelläden verkauft werden. Grundsätzlich gilt, dass frische Gewürze besser schmecken und aromatischer sind. Ihr richtiges Aroma entfalten sie, wenn z.B. ganze Früchte wie bei Kümmel, Fenchel, Anis kurz vor dem Gebrauch mit einem Mörser klein gestoßen werden. Doch Gewürze können noch mehr: Werden hochwertige Gewürze, ausreichend dosiert eingesetzt haben sie auch arzneiliche, therapeutische Wirkung.
Die arzneilichen Wirkstoffe beruhen auf verschiedenste Pflanzeninhaltsstoffe: Ätherische Öle, die ein wohlriechendes Aroma verbreiten und damit schon über die Nase appetitanregend wirken, Senföle, Gerb- oder Bitterstoffe. Gewürze haben unter anderem diese arzneilichen Wirkungen:
- Verdauungssystem: Sie wirken auf Mund, Bauchspeicheldrüse, Leber, Galleblase anregend. So wird z.B. der Speichelfluss angeregt. Oder die Gallenblase produziert Gallenflüssigkeit, die im Zwölffingerdarm hilft, Fette aus der Nahrung aufzuspalten und damit im Körper aufzunehmen.
- Viele Gewürze haben zudem keimhemmende oder anti-blähende Wirkungen.
- Herz-Kreislauf-System: Bei niedrigem Blutdruck, zur Verbesserung der Nierenfunktion beziehungsweise Steigerung der Nierendurchblutung.
- Ernährung, Diätetik bei Kranken: In der Onkologie, Geriatrie haben Gewürze eine wichtige Bedeutung. Krebs-Patienten leiden beispielsweise oft unter großem Appetitmangel, schweren Verdauungsproblemen aufgrund vieler Medikamente oder Fortschreiten der Erkrankung. Sie werden durch weitere Gewichtabnahme zusätzlich geschwächt. Anregung des Appetits (durch z.B. Lieblingsgewürze) und damit einer leichten Gewichtszunahme (kommt immer auf das Stadium der Erkrankung an), der Verdauung können ganz erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität Schwerstkranker beitragen. Leider wurden bislang Erkenntnisse oder Bedeutung von Gewürzen von verantwortlichen Leitern von Kliniken oder Krankenhäusern nicht erkannt oder bewußt ignoriert. Aus Kostengründen gibt es meistens fantasie- und geschmacklosen Einheitsfraß. Obwohl die Kliniken sehr viel Geld durch teure Untersuchungen, Behandlungen und Medikationen verdienen, wird immer an der Essenversorgung gespart. Ein sehr zu kritisierender Zustand! Denn mit mehr Gewürzen und einer größeren Auswahl an Essensangeboten könnte schon Einiges für die Patienten getan werden. Gutes, schackhaftes Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen — ein Aspekt der bei der rein gewinnorientierten modernen Medizin gar nicht in Betracht kommt. Der häufig zu lesende oder zitierte Satz “Im Zentrum steht der Patient” ist Augenwischerei.
Die Gewürze werden nach geschmacklichen Kriterien unterschieden: Da gibt es die bitteren Gewürze (Wermutkraut, Tausendgüldenkraut, Enzianwurzel), aromatische (Anis, Fenchel, Kümmel), süße (Süßholzwurzel), sauere (Sauerampfer), scharfe (Chili), zusammenziehende (Schlehenfrüchte oder Heidelbeerblätter).
Die geruchlichen Kriterien beziehen sich auf aromatische Gewürze (Salbei, Anis, Eukalyptus), stechend aromatische (Senf, Meerrettich) oder Gewürze, die oft nicht als angenehm empfunden werden wie Knoblauch, Bärlauch oder Zwiebel.
Beispiele für den Einsatz von Gewürzen:
Anis, Koriander, Kümmel: blähungstreibend, krampflösend;
Beifuß: verdauungsfördernd (Anregung Magensaftsekretion);
Engelwurz, Enzianwurzel, Pomeranzenschalen, Salbei, Kalmuswurzel: Gegen Appetitlosigkeit;
Gelbwurz: Leber- und Gallebeschwerden;
Liebstöckl, Petersilienwurzel: Anregung der Nierentätigkeit, Verbesserung der Harnausscheidung;
Pfeffer: Anregung der Speichelproduktion, Kreislauf anregend;
Rosmarin: Kreislauf anregend, bei niedrigem Blutdruck;
Thymian: Anregung der Verdauungssäfte.
Quelle: Schilcher, H: Ärztliche Wirksamkeit von Gewürzpflanzen für die ärztliche Praxis. Vortrag während eines ZAEN (Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren)-Kongresses in Freudenstadt, Baden-Würtemberg. 2013.
Mehr:
Petersilienwurzel Monographie
Rosmarinblätter Monographie