Ein Geißblatt (Lonicera periclymenum) steht auf meinem Balkon und erfreut mich jedes Jahr aufs Neue. Ich schätze es wegen seiner wunderschönen Blüten und eines angenehmen Duftes. Auf der Suche nach einer möglichen medizinischen Bedeutung stieß ich in einem amerikanischen Buch “Backyard Medicine” [1] auf einige Hinweise.
Das Geißblatt kam von Europa nach Amerika. Verwendung finden die Blüten. Sie werden zur Zeit der Blüte geerntet. Die europäischen Übersiedler wussten das Geißblatt damals noch zu schätzen. In diesem besagten Buch steht, dass Geißblatt als “kühlendes Kraut” verwendet wurde. Deshalb kam es bei wechseljahrsbedingten Schweissausbrüchen, Fieber, Hitzschlag, Harnwegsinfektionen und vielen anderen “hitzigen” Körperereignissen zum Einsatz. “Die Blüten sollen ähnliche Qualitäten haben wie Aspirin (sollen Salicylsäure enthalten), antiseptisch und effektiv gegen eine Reihe von Mikroorganismen”, so heisst es.
Die Engländer sollen die eine besondere Beziehung zu dieser Heilpflanze hegen: Sie kommt in der englischen Kultur häufiger vor und Shakespeare verewigte das Geißblatt im “Sommernachtstraum”. Die “kühlenden” Eigenschaften wurden von den Engländern auch bei Kopfschmerzen, bronchialen Beschwerden und Rheumatismus verwendet.
Edward Bach (1836–1936) setzte die englische Tradition fort und nahm das Geißblatt in seinen 38 Heilpflanzen mit auf. Es ist die Heilpflanze Nr. 16 (Honeysuckle) zu der er schrieb:
“Für jene, die oft an ihre Vergangenheit zurück denken, weil diese glücklich war oder Erinnerungen an einen Freund enthält oder weil sie einem Wunschtraum nachtrauern. Es fällt ihnen schwer, an ein neues Glück zu glauben.”
Bach hatte seine Bachblüten-Tropfen selbst hergestellt, in dem er Blüten oder sonstige Heilpflanzen-Teile in Wasser legte, diese dort ein paar Tage ihre Wirkstoffe ins Wasser übergeben ließ, Blüten entfernte und das Wasser als Heilmittel verwendete. Er stieß mit seinem Verfahren natürlich auf den Widerstand seiner Standesgenossen, den anderen Ärzten, die ihn als Scharlatan hinstellten. Doch Bach war es darum gelegen, den Patienten Mittel zur Selbstmedikation und Selbstheilung mit an die Hand zu geben und machte unbeirrt weiter. Die Bachblüten-Therapie erfreut sich heute einer großen überzeugten Anhängerschaft.
[1] Quelle: Hoffmann D.: Backyard Medicine. Harvest and Make Your Own Herbal Remedies. Skyhouse Publishing. New York. 2009.
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