Efeu (Hedera helix) ist eine uralte Heilpflanze mit hoher kultischer Bedeutung. Während sich heute die Wissenschaft nur um das kümmert, was sie messen kann, beschäftigten sich die Heilkundigen aus vorherigen Jahrhunderten noch mit der Heilpflanze als Ganzes. Heiler ergründeten Charakter und Wesen der Heilpflanzen, schlossen von ihrer Eigenart, Wachstum, Erscheinungsbild auf die Heilungsmöglichkeiten für den Menschen. Efeu zog allein durch seine zahlreichen besonderen Merkmale ihr Interesse an.
Dann nämlich, wenn beispielsweise alle anderen Heilpflanzen ihre Früchte zur Reife gebracht haben, ihre Wachstumsphasen abschließen für das Jahr und sich auf die dunkle Jahreszeit vorbereiten und zurückziehen — fängt Efeu an zu blühen. Mitte, Ende September nehmen die Bienen den Nektar des Efeus als willkommenes Abschiedsmahl vor dem Winter.
Efeu ist ein kriechendes oder kletterndes Holzgewächs. Mit seinen Haftwurzeln klammert er sich an Bäumen fest. Er ist kein Schmarotzer, nutzt also seinen Kletterbaum nicht als Wirt. Efeu wandelt im Laufe seines Lebens seine Gestalt: Junge Blätter sind erkennbar an einer lanzettlichen Form, die alten Blätter weisen eine ei-rautenförmige auf. Efeu kann sehr alt werden, es dauert allein schon acht bis zehn Jahre, bis die Heilpflanze zum ersten Mal Blüten ansetzt. Und noch eine Besonderheit: Efeu bildet seine schwarzen, erbsengroßen Beeren über Winter aus und läßt sie zum Frühjahr hin reifen. [1]
Für Roger Kalbermatten, einem anthrophosophisch ausgerichteten Schweizer Unternehmer, der homöopathische Urtinkuren herstellt, ist Efeu eine der größten Mysterienpflanzen. In seinem Buch “Wesen und Signatur der Heilpflanzen” beschreibt er das Wesen des Efeus als helfende Heilpflanze zur Selbsterkenntnis, die Überwindung von Angst oder Anklammerung und Freiheit bietet. Das wesenhafte Bild dazu: Als junge Pflanze wächst Efeu zunächst im Schatten. Die Heilpflanze ermöglicht, bildhaft gesprochen, die Bewusstwerdung der eigenen inneren Schattenseiten. Dann im Laufe seines Wachstums und Alters wendet sich die Heilpflanze dem Licht zu und klettert an Bäumen oder Mauern der Sonne entgegen. In der Überwindung oder der Bewusstwerdung der Schattenseiten bietet sich also auf seelischer Ebene ein Aufbrechen aus eigenen Ängsten oder verhärteten inneren Strukturen hin zu Neuem.[2]
Efeu ist giftig bei unkontrollierter Aufnahme. Beispielsweise beim Beschneiden von Efeu kann es zu schweren Hautausschlägen kommen. [3] Modernen, mit Efeu unerfahrenen Menschen werden entweder Fertigpräparte als ausgezeichnete Hustenmittel anempfohlen. Oder auch homöopathische Anwendungen oder Urtinkturen. Anwendungsgebiete: krampfartige Bronchitis, aktute, chronisch-entzündliche Bronchalerkrankungen, Keuchhusten, Asthma. “Zur seelischen Unterstützung im Sinne der Pflanze muss die Urtinktur sehr tief dosiert werden: 2 Tropfen in einem Glas Wasser, 5 Minuten stehen lassen, davon einen Schluck trinken”.[2]
Quellen: [1] Madaus Gerhard: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Mediamed Verlage, Ravensburg 1989, Nachdruck von 1938.
[2] Kalbermatten, Roger: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau, 2003 (3. Auflage).
[3] Hager ROM 2006, Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. Springer Verlag, Heidelberg, 2006.
Mehr:
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