Die Hamamelis (Hamamelis viginiana) blüht allem Eis, Schnee oder Kälte zum Trotz. Die schöne Winterblüherin rollt bei tiefen Temperaturen ihre Blütenblätter zusammen und übersteht mit dieser Strategie Minusgrade unbeschadet. Die Zaubernuss, wie sie auch genannt wird, stammt urprünglich aus Nordamerika und Ostasien. Die Rinde und die Blätter der Heilpflanze enthalten Wirkstoffe mit zusammenziehenden, entzündungshemmenden Eigenschaften. Deshalb sind ihre Extrakte in vielen Produkten der Kosmetikindustrie zu finden. So beispielsweise in Rasier- oder Gesichtswässern, um die Haut nach einer Rasur oder einer Kosmetikbehandlung wieder zu beruhigen und eventuellen Keimen keine Entzündungsmöglichkeit zu bieten.
Der Hamamelis-Einsatz ist auch bei leichten Hautverletzungen (Schnittwunden), Entzündungen der Haut oder auch Schleimhäuten wie bei l e i c h t e n Krampfaderbeschwerden sinnvoll. Im Winter kann in der Apotheke Hamameliswasser gekauft werden, dass aus Wasserdampfdestillat hergestellt wurde. Das Hamameliswasser kann entweder unverdünnt oder im Verhältnis 1:3 (1 Teil Hamameliswasser 3 Teile Wasser) verwendet werden, um zum Beispiel Umschläge bei Krampfaderbeschwerden zu machen.
Beispiel Umschlag: 1 Leinentuch (zum Beispiel ein Geschirrhandtuch) wird mit Hamameliswasser getränkt. Dazu können zum Beispiel 100 Milliliter Hamameliswasser und 300 Milliliter kaltes Wasser in eine kleine Schüssel gegeben werden. Das Leinentuch wird darin eingetaucht, ausgewrungen und dann über die Krampfadern (keine offenen Stellen oder Wunden!) gelegt. Ein normales Frotteehandtuch wird zusätzlich darum gelegt. Das Bein wird mit dem Umschlag mindestens 20 Minuten hochgelegt. Danach kann der Umschlag einfach abgenommen werden. Der Hamamelisumschlag kann drei mal täglich wiederholt werden.
Abkochung: Statt eines Extraktes aus der Apotheke können ebenfalls Abkochungen verwendet werden, um Umschläge zu machen. Dafür können aus der Apotheke auch getrocknete Rinde und Blätter von Hamamelispflanzen gekauft werden. Für eine Abkochung sind 20 Gramm Rinde/Blätter nötig. Sie werden in 500 Millilitern (1/2 Liter) Wasser in einen Topf gegeben und mindestens 20 Minuten lang gekocht. Der Sud wird durch ein Sieb geseiht und abgekühlt. Der Umschlag erfolgt dann wie oben beschrieben.
Spülungen: Die Angaben der obigen Abkochung oder Verwendung eines Hamamelis-Extraktes können auch bei entzündetem Zahnfleisch eingesetzt werden. 4–7 mal täglich wird der Mund damit ausgespült — immer alles wieder ausspucken! Auch entzündete Pickel oder gerötete, empfindliche Hautstellen sind mit Hamamelis-Sud oder ‑Extrakten gut behandelbar. Die Pickel oder Hautstellen werden dazu häufiger am Tag mit einem frischen Wattestäbchen oder frischem Wattebauch betupft. Der Extrakt oder die Abkochung kann am Morgen einmal für den ganzen Tag bereit gestellt und während des Tages benutzt werden. Die Abkochung sollte am besten jeden Tag neu hergestellt werden.
Wer apothekenunabhängig sein möchte, kann sich auch einen Hamamelis-Strauch in den Garten pflanzen. Achtung: Es muss ein echter Hamamelis-Strauch sein! Mittlerweile werden verschiedene Varietäten verkauft (mit längeren Blütenblättern zum Beispiel). Doch nur die echte Hamamelispflanze hat die wahren Heilwirkungen. Sie benötigt einen sonnigen Standort und nährstoffreichen wie feuchten Boden. Im Frühjahr werden frische Blätter und kleine Zweige gepflückt (sie eignen sich auch frisch zur Herstellung von Abkochungen) und getrocknet. Dazu werden sie in einem trockenen Raum ausgelegt und langsam getrocknet. Wenn sich die Blätter trocken knisternd zwischen den Fingern zerreiben lassen, können Blätter wie Zweige (vorher in kleine Stückchen zerschneiden) in ein dunkles Glas verwahrt werden. Die selbstbereite Droge sollte innerhalb eines Jahres aufgebraucht werden.
Im Frühjahr oder Sommer können auch die frischen Hamamelisblätter abgezupft werden oder auch kleine Zweige für eine Abkochung abgeerntet werden.
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