Die meisten Heilpflanzen sind längst verblüht, nur die bittere Schleifenblume (Iberis amara) lässt sich trotz herbstlicher Kälte nicht beirren. Die weissblühende Pflanze war früher häufig zum Beispiel in den rheinischen (auch Saar, Mosel) Weinbergen zu finden. Sie galt als Ackerunkraut. Heute ist sie “in freier Wildbahn” fast ausgerottet. Die intensiv betriebene Landwirtschaft oder der Weinanbau dulden kein Ackerunkraut. Auch wenn es noch so hübsch ist. Zudem benötigt die bittere Schleifenblume besondere Wachstumsbedingungen, die sie nur noch selten antrifft. Damit verlängert sich die Liste der Heilpflanzen, die in Deutschland kaum noch zu finden sind. Dabei war Iberis amara in der traditionellen Heilkunde als mildes Bittermittel beliebt.
Ihre Verwendung soll schon im Altertum bekannt gewesen sein. So soll sie zum Beispiel bei rheumatischen — oder Herzbeschwerden eingesetzt worden sein. Wegen der milden Bitterkeit (im Gegensatz zu Wermut zum Beispiel) wurde sie in der Volksmedizin auch als Magen- und Darmmittel geschätzt. Denn Bittermittel regen generell die Bildung von Magensekreten an und fördern damit eine verbesserte Verdauung im Darm.
Da die Schleifenblume selten geworden ist, gibt es keine angebotenen Drogen in der Apotheke wie zum Beispiel getrocknete Pflanzen für einen Tee. Wegen des geringen Vorkommens ist auch das Selbst sammeln der Pflanze nicht anzuraten. Es könnte den geringen Bestand noch weiter zu gefährden. Es gibt in Deutschland nur ein Unternehmen, dass die Pflanze noch verwendet: Steigerwald. Der Hersteller von pflanzliche Arzneien verwendet die ganze Pflanze als Rohstoff für das Mittel Iberogast. Da der Rohstoff nicht aus Wildsammlungen zu bekommen ist, musste das Unternehmen die Pflanze in Kulturen anpflanzen.
Der Name Iberis verrät das Ursprungsland der Pflanze: Die iberische Halbinsel — Spanien. Von dort aus verbreitete sie sich weiter gen Norden. Wegen ihrer sonnigen Heimat benötigt die Pflanze warme, sommertrockene Böden. Sie braucht außerdem kalkhaltige, steinige Lehm- oder Lößböden. Um die Pflanze also in großen Kulturen anbauen zu können, musste das Unternehmen zunächst aufwändige Forschungen finanzieren. Zum einen, um die optimalen Wachstumsbedingungen heraus zu finden, und dann später tatsächlich den massenweisen Anbau zu starten. Denn nur über die In-Kulturnahme konnte das Unternehmen an den nötigen Rohstoff kommen. Die bittere Schleifenblume ist wichtiger Bestandteil des heilpflanzlichen Mittels Iberogast. Es wird gerne bei Völlegefühl oder Magen- und Darmbeschwerden nach einem schweren Essen eingenommen. Auch bei Darmkrämpfen, Reizmagen oder -Darm wie Magenscheimhautentzündung ist die Einnahme möglich. Wie bei allen Mitteln der Selbstmedikation ist wichtig: Sollten die Beschwerden nicht nachlassen, muss unbedingt eine Abklärung durch den Arzt erfolgen!
Erfreulich ist, dass sich eine traditionelle Heilpflanze in die moderne Zeit hinüberretten konnte. Dank eines Unternehmens, dass sich trotz hohen, kostenintensiven Aufwands entschloss, die wirkungsvolle Heilpflanze weiterhin einzusetzten. Damit ist auch ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der bitteren Schleifenblume in Deutschland gewährleiset.
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tja, die Zeiten ändern sich: Steigerwald wurde 2016 von Bayer gekauft, einem Unternehmen, dass auch Monsanto übernommen hat. Wie das wohl zusammenpasst?