Die Artischockenfrucht (Cynara scolymus) ähnelt einem Ritter: Sie kleidet sich in ein schuppenartig anmutendes “Kettenhemd” ein. Dabei sind die Schuppen derart widerstandsfähig, dass sie erst nach 30–45 Minuten in kochendem Salzwasser weich geworden sind. Die Schuppen werden von der Artischockenfrucht abgezupft, in einen Dip oder eine Sauce getaucht. Sie haben am unteren Ende Fruchtfleisch, dass sich abknappern lässt. So wird die Frucht Schuppe um Schuppe entkleidet, bis Artischocken-Liebhaber endlich zum Ziel, nämlich dem zarten und köstlich schmeckenden Herz gelangen. Wegen ihres feinen und eigenen Geschmacks, der wertvollen Vitamine wie Mineralstoffe sind Artischocken ein begehrtes Gemüse in Frankreich und Italien. Ab August sind sie auch auf Wochenmärkten in Deutschland zu haben. Die Artischocke ist aber nicht nur eine wohlschmeckende Delikatesse.
Aus Artischocken wird ein beliebter Magenbitter (zum Beispiel Cynar) hergestellt. Er wird in Spanien oder Italien mit Soda, Cola oder Orangensaft zum einen als Aperitif — also einem Appetitanreger — oder pur als Verdauungsschnaps gerne getrunken.
Die Inhaltstoffe der Blätter machen die Artischocke zu einer wichtigen Arzneipflanze. Sie werden zu Frischpflanzensäften oder Trockenextrakten verarbeitet. Die Fertigpräprate kommen zur Behandlung von allgemeinen Verdauungsstörungen zum Einsatz. Denn die Wirkstoffe beeinflussen den allgemeinen Fettstoffwechsel und steigern zum Beispiel den Gallenfluss. In der Volksheilkunde wurde ein “Vinum Cyranarae” (Artischocken-Medizinalwein) — ähnlich dem heutigem Magenbitter — Kranken in den Genesungsphase verabreicht. Er half den Kranken durch die appetitanregenden Bitterstoffe schneller auf die Beine.
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