Aquarellfarben aus Pflanzen selbermachen ist kinderleicht. Was in diesem Falle wörtlich zu nehmen ist, denn im Ökowerk, Berliner Grunewald, fand am 11.06.17 ein Familien-Workshop mit Regina Höfele unter obigem Motto statt. Zusammengefunden hatten sich Mütter mit temperamentvollen, aufgeschlossenen Kindern, die mit Feuereifer mitmachten.
Höfele, die als Wald- und Naturpädagoin arbeitet, hatte allerei bunte Töpfe, Reiben, Kochtöpfe und natürlich Pflanzen mitgebracht und schon vorgebreitet. Berühungsängste gab es zwischen den Kindern, die sich nicht kannten, keine. Wohl zufällig waren mehrheitlich Kinder aus bilingualen Schulen Berlins zusammen gekommen. Als die Kinder ihre Gemeinsamkeit entdeckten, tauschten sie ihre Erfahrungen in bemerkenswert zugewandtem, freundlich-interessiertem Miteinander bei den doch sehr unterschiedlichen Altersgruppen aus.
In angenehmster Atmosphäre ließen sich also Kinder und Erwachsene anleiten. Zunächst galt es die Pflanzen vorzubereiten: Spinat wurde klein geschnitten und dann in einem Mörser zerquetscht. Dabei trat eine intensiv grüne Farbe aus den Spinatblättern, die gleich in eine Malschale umgefüllt werden konnte. Fertig war schon die erste Farbe!
Höfele hatte auch Rote Beete mitgebracht, wie sie in Plastik abgepackt schon vorgekocht in vielen Kaufhäusern angeboten wird. Diese Rote-Beete-Knollen wurden auf Reiben zerrieben, gequetscht und mit kaltemWasser übergossen, abgeseiht und ebenfalls in saubere Maltöpfe umgefüllt. Höfele hatte zusätzlich noch frische, rohe Rote-Beete-Schalen mitgebracht, die ebenfalls mit heissem Wasser überbrüht wurden. Beim anschließenden Malen stellte sich heraus, dass die rohen Rote-Beete-Schalen ein viel intensiveren roten Farbton lieferten.
Ein Kaffeepad in kaltes Wasser getaucht ergab nach einigem “Walken” mit einem Kochlöffel ein helles Braun.
Gesammelte Zwiebelschalen köchelten in einem Topf und ergaben ein ins oker gehendes Braun (dieser Topf war allerdings nur in Vorbereitung für den nachfolgenden Kurs für das Färben mit Textilien). Früchtetee mit heissem Wasser aufgegossen, lieferte einen hellen Lilaton.
Auch frischer Rotkohl wurde kleingeschnitten und mit heissem Wasser überbrüht. Damit der Rotkohl seine Farbe ins Wasser abgab, musste er mit einem Kochlöffel ordentlich gestampft werden, was ein kleiner Junge mit Hingabe erledigte.
Der Hit war Kurkuma. Das Gewürz wurde ganz einfach in eine Schüssel gegeben und mit kaltem Wasser verrührt. Je mehr Kurkuma, desto intensiver das Gelb. Diese Farbe nutzten beim anschließenden Malen alle Beteiligten intensiv. Interessant war auch, dass die nicht aufgelösten Gewürzbestandteile als körnige Elemente gestaltenden Einfluss beim Malen hatten: Es bildeten sich z.B. hellere Höfe um die Körner.
Während alle eifrig mit dem Herstellen der Farben und späteren Malen beschäftigt waren, erzählte Höfele von ihren Erfahrungen: Grundsätzlich ist das Tolle an Pflanzenfarben: Sie sind nicht giftig. Natürlich sind Pflanzenfarben nicht so farbecht wie synthetische Farben und erreichen auch nicht deren hohe Farbintensität. Auch verlieren sie im Laufe der Zeit ihre Farbkraft — doch nur sehr langsam. Diese Schnecke von X, die vor fünf Jahren gemalt wurde, beweist dies. Tatsächlich ist das Aquarellfarben-Herstellen kinderleicht. Es lohnt sich, selber zu experimentieren. Birkenblätter beispielsweise ergeben zerquetscht und mit heissem Wasser überbrüht ein helles Gelb. Die Küche kann also zum eigenen Laboratorium werden. Überraschende Effekte sind garantiert. Außerdem ist es ist ein billiger Spaß, denn Pflanzenabfälle sind immer zur Hand. Und: Erwachsene können mit selbst hergestellten Pflanzenfarben das Aquarellieren ausprobieren, bevor sie teure Aquarellfarben kaufen.
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Vielen Dank für diesen Beitrag! Es war wirklich aufschlussreich!Liebe Grüße 🙂